Samstag, 29. Januar 2011

REALSATIRE: Ein Lehrstück für die Arbeitslosenindustrie - Blog von Kiat Gorina


Immer wenn ich von "Arbeitslosenindustrie" spreche, sehen mich manche Menschen erstaunt an. Manche schütteln ihren Kopf, andere meinen "So ein Quatsch!" oder ...

Also nehmen wir doch ein Beispiel, ganz frisch aus der Presse: WELT ONLINE meldet, dass Arbeitsagenturen unter Umständen die Kosten für einen Frisörbesuch eines Langzeitarbeitslosen übernehmen.

Jetzt üben wir das mal durch, was da für Kosten dann anfallen. Nehmen wir als Beispiel den Hartz IV Empfänger Isidor Sengespeck. Isidor hat eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen. Aber er hat kein Geld mehr für den laufenden Monat. Also ruft er seinen "Berater" in der Arbeitsagentur an. "Fragen Sie in zwei Wochen wieder nach, vorher habe ich keine Zeit!" schnarrt sein Berater. "Dann ist es zu spät, das Vorstellungsgespräch findet bereits übermorgen statt", widerspricht Isidor.

"Na gut, dann kommen Sie morgen früh um acht! Und vergessen Sie nicht die Unterlagen!"

Isidor ist pünktlich bei seinem Berater. Er lässt sich alles zeigen und brummt: "Aber Haare waschen ist nicht drin, Haare schneiden ja. Ich kenne da einen Frisör, der macht das für zehn Euro. Mehr kriegen Sie nicht."

"Wo ist dieser Frisör?"

"Im Einkaufszentrum ..."

"Kriege ich dann die Fahrtkosten auch?"

"Nein, das ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen?"

"Aber zu Fuß bin ich da Stunden unterwegs - bei diesem Sauwetter!" 

"Na gut, ich will nicht so sein! Was kostet ein Trockenhaarschnitt bei ihrem Frisör?" 

"Vierzehn Euro"

"Gut, ich bewillige Ihnen zwölf Euro, das ist sehr großzügig, der Staat muss sparen. Und lassen Sie sich eine Quittung geben."

"Ja, ich habe da noch ein Problem", druckst Isidor, "ich habe keine passende Hose zum Anziehen, nur geflickte Jeans."

"Moment, da muss ich in meinen Dienstanweisungen nachsehen." Blätter , blätter, blätter ... "Da steht leider nichts Genaues. Ich muss da wegen Ihnen meine Team-Leiterin fragen." Der Berater greift zum Telefon - ein längeres Gespräch. Die Team-Leiterin hat zwar schon davon gehört, aber sie vergewissert sich bei ihrem Vorgesetzten. Nach einer halben Stunde steht fest: In begründeten Ausnahmefällen - aber nur in solchen - darf eine Hose für das Vorstellungsgespräch genehmigt werden.

Dann schaut der Berater auf Isidors Schuhe, alte Turnschuhe. "Also, mit solchen Schuhen können Sie da nicht auftauchen! Haben Sie keine anderen Schuhe?"

Isidor schüttelt den Kopf: "Nur noch Gummistiefel."

"Die passen doch nicht."

Der Berater ruft wieder seine Team-Leiterin an, die ruft ihren Vorgesetzten an, diesmal dauert es nur eine Viertelstunde. Dann darf der Berater dem Isidor für Schuhe weitere 30 Euro und für eine Hose nochmal dreißig Euro bewilligen ...

Diese ganze Beratung hat eine Stunde gedauert. Jetzt rechnen wir mal nach:

  • Was kostet eine Stunde dieses Beraters für den Steuerzahler?
  • Was kostet eine halbe Stunde der Team-Leiterin für den Steuerzahler?
  • Was kostet eine halbe Stunde des Vorgesetzten für den Steuerzahler?

Allein die Personalkosten dieser drei Beschäftigten der Agentur sind höher als die 72 Euro, die Isidor erhält, um beim Vorstellungsgespräch halbwegs passabel auszuschauen.

So, das ist ein Einzelfall. Wieviele solche Fälle gibt es dann bundesweit? Viele! Und diese Fälle verursachen mehr Personalunkosten, als dem Steuerzahler lieb sein kann.

Geht es auch billiger? Sicher! Isidor bekommt ein bedingungsloses Grundeinkommen. Er will sich bewerben und will vorher zum Frisör gehen. Da sein Grundeinkommen ihm das ermöglicht, ohne dass er vorher Fastentage einlegen muss, braucht er keinen Berater.

Damit wird für solche Fälle ein Berater überflüssig. Soviel zu dem Argument: "Das Grundeinkommen ist nicht finanzierbar!"

Zum Abschluss noch ein weiterer Wahnsinn - diesmal aus dem Jobcenter Braunschweig:


Veröffentlicht am 13.01.2011 von LaberrhabarberPF

Übernommen aus Over-Blog

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