Montag, 8. Juli 2013

Wahlzeit ist Maulkorbzeit!

Zur Zeit beginnt der Wahlkampf zu toben - die ersten Anzeichen sind die Maulkörbe, die Politiker den Wählern verpassen wollen. Gerade im Freistaat Bayern, da wurden die "führenden" Köpfe immer unruhiger. Grund: Die Wählerinnen und Wähler regen sich auf. Sie regen sich wegen der diversen Skandale und Affären auf. 

Was macht ein bayerischer CSU-Politiker? Wie beispielsweise der Ministerpräsident? Er verpasst seinem Kontrahenten - dem derzeitigen Oberbürgermeister Christian Ude einen Maulkorb - und zwar einen deftigen! Wie es halt in Bayern so der Brauch ist.

Quelle: Das Gepoltere eines dünnhäutigen Ministerpräsidenten: Der Bayerische Rundfunk berichtet: Rücktrittsforderungen von SPD-Spitzenkandidat Christian Ude an fünf Kabinettsmitglieder wies Seehofer zurück: "Ich weiß gar nicht, was der sich da einmischt", sagte Seehofer. "Er ist weder Parteivorsitzender noch Fraktionsvorsitzender, noch braucht ihn irgendjemand zur Lösung des Problems."

Und seine Justizministerin - Frau Dr. Beate Merk - machte es ihrem Ministerpräsidenten gleich nach. Auch sie verpasste dem Christian Ude einen Maulkorb - zumindest versuchte sie es:

Quelle: Justizministerin Dr. Beate Merk - Rücktrittsreif?: Die Justizministerin reagiert scharf. „Mit Verlaub: Der Herr Oberbürgermeister soll nicht nur Wort halten, sondern Mund halten - wenigstens aus Respekt vor unserem Rechtsstaat.“ Damit bezog sie sich auf Udes Wahlplakate mit dem Slogan „Wort halten“. Ganz klar - Frau Ministerin erteilt dem Ude einen Maulkorb - "aus Respekt vor dem Rechtsstaat"? Was Frau Ministerin wohl damit gemeint haben will?

Es sind nicht nur Politiker, die mündigen Bürgerinnen und Bürgern einen Maulkorb verpassen wollen. Wer noch? Einige Professoren! Wieso denn die? Vor allem wenn es um Plagiate geht! Vielen passt es nicht, wenn ein Plagiatsjäger fündig wird und mit der Entdeckung seines Plagiats in die Öffentlichkeit geht.

Wieso eigentlich? Weil dann nicht mehr gemauschelt werden kann! Weil dann andere - ist so ein begründeter Plagiatsvorwurf mal öffentlich - selbst das Plagiat überprüfen können. Und vor allem die Presse greift solche Plagiatsvorwürfe auf. Einer der erfolgreichsten derzeitigen Plagiatsjäger ist Martin Heidingsfelder. Und er ist nicht nur Plagiatsjäger, sondern auch Mitglied der Piratenpartei:

Quelle: n-tv Interview mit dem Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder Der Doktor-Schreck: Wenn wir noch einen Plagiator finden würden in dieser Legislaturperiode, wäre ich bis aufs Knochenmark erschüttert. Wir haben bei nur 15 Bundesministerien schon in zweien Ministerwechsel aufgrund von Plagiatsfällen gehabt. Dieses zweite Kabinett Merkel wird in die Geschichte eingehen als Kabinett der Plagiatoren. Man muss schon sagen: Wir Plagiatssucher haben da kräftig mit rumgewühlt.

Das hört sich doch gut an: Merkels Kabinett das "Kabinett der Plagiatoren"! Übrigens, Merkel hat ja auch promoviert ...

Wie der stern berichtet, prüft Heidingsfelder gegen Bezahlung. Ja, wieso auch nicht? Wenn es Leute gibt, die aus irgendwelchen Gründen einem mehr oder weniger Prominenten an den Karren fahren wollen, dann können sie Heidingsfelder beauftragen:

Quelle: stern.de Rent a Plagiatsjäger: Martin Heidingsfelders Arbeitstag beginnt mit einem E-Mail-Check - und ein paar saftigen Beleidigungen. "Was sind Sie nur für ein Arsch?", steht in der ersten Mail, in der zweiten: "Ich hoffe, Sie schmoren in der Hölle". Er klickt auf die nächste Mail, blickt hoch: "Denen muss ich antworten. Die wollen mir Geld geben."

Wieso wird er beleidigt? Macht er etwas Illegales? Oder reißt er manchem Eliten-Abkömmling die Maske herunter? Klar, dass Betroffene und Ertappte wütend reagieren.

Aber kehren wir zurück zu den Leuten, die etwas gegen Plagiatsjäger haben. Da schrieb der TAGESSPIEGEL:

Quelle: DER TAGESSPIEGEL Maulkorb bei Plagiatsverdacht: Wissenschaftler kritisieren HRK (= Hochschulrektorenkonferenz) und DFG (= Deutsche Forschungsgemeinschaft) für Richtlinien bei Fehlverhalten. Sie befürchten, es solle einen Maulkorb für Forscher geben, die wissenschaftliches Fehlverhalten öffentlich machen wollen.

Ja, die Öffentlichkeit - das ist das Problem - offensichtlich für die einige Rektoren der Universitäten. Es freut mich sehr, dass es immer noch Wissenschaftler gibt, die einen solchen Maulkorb ablehnen. Ja, sie haben sogar einen offen Brief verfasst und im Internet veröffentlicht:

Quelle: change.org Deutsche Forschungsgemeinschaft; Hochschulrektorenkonferenz: Preserve the Freedom to Publish Findings of Academic Misconduct in Germany: Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Strohschneider, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hippler, mit großer Sorge haben wir zur Kenntnis genommen, dass es akademischen 'Whistleblowern' in Deutschland zukünftig verboten sein soll, die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit der interessierten Öffentlichkeit zu teilen und dass stattdessen die Ergebnisse einer universitätsinternen Untersuchung etwaigen wissenschaftlichen Fehlverhaltens abzuwarten sind. Wir beziehen uns dabei auf die am 14. Mai 2013 von der Hochschulrektorenkonferenz verabschiedeten „Empfehlungen 'Gute wissenschaftliche Praxis an Hochschulen'“ und die dort erwähnte „Empfehlung 17“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum gleichen Thema ...

Wieso dieser Maulkorb? Haben diese Elite und deren Abkömmlinge Angst, dass auch künftig Plagiate gefunden werden - vor allem in Schwafelfächern? Offensichtlich ja! Und sie bedenken auch nicht, wie sehr der akademische Ruf Deutschlands dann leiden wird. Sollten sich diese Maulkörbler durchsetzen, dann werden damit ehrlich und aufrichtig arbeitende Doktoranden abgestraft. Grund: Auch deren Arbeiten geraten dann on den Verdacht, dass Deutschland das Veröffentlichen von gefundenen Plagiaten erschweren - wenn nicht gar verhindern will! Was ist dann ein deutscher Doktortitel international wert?

Hier zeigt sich wieder einmal, dass die deutsche Elite weiterhin ihre Potemkinschen Dörfer stehen lassen oder gar neue aufstellen will! Ähnlich ist es ja mit der Korruption! Deutschland leistet sich immer noch den Luxus, auf ein Antikorruptionsgesetz zu verzichten! Warum wohl?

Bereits 1988 sang Reinhard Fendrich sein "Tango Korrupti". Und seitdem hat sich kaum etwas geändert ...





Übernommen von Over-Blog

6 Kommentare:

  1. Es stimmt mich sehr traurig, dass sogar deutsche Hochschulen die Aufdeckung von Plagiaten verhindern wollen! Wissen einige Doktorväter, dass Doktorarbeiten nicht ganz koscher sind? Befürchten sie, dass solche Plagiate auch für die Gutachter peinlich ist?

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    1. Das sehe ich auch so! Einmal sah ich mir die "Doktorarbeit" des neugewählten Landrats an. Das lief damals so: Erstens war es schwierig, ein Exemplar dieser "Arbeit" auszuleihen. Niemand an der Universität Bayreuth schien Bescheid zu wissen. Zweitens, diese "Arbeit" erschien in einer Publikationsreihe eines inzwischen emeritierten Professors. Als ich diese Arbeit ansah, vermisste ich ein Blatt mit den Angaben, dass das eine Dissertation ist. Wer waren die Gutachter? Welche Note wurde für diese Arbeit vergeben? Usw. Es fehlte auch eine Seite mit Danksagungen an den Doktorvater und so! Eine solche "Doktorarbeit" hatte ich vorher noch nicht gesehen! Und der Inhalt erst! Für so eine "Arbeit" wurde ein Dr. rer. nat. verliehen - über 200 Seiten nur Geschwafel ... Ich fragte bei der Uni Bayreuth nach, was für eine Note für diese Arbeit vergeben wurde. Die Auskunft wurde mir verweigert! Ich schließe daraus, dass es keine tolle Note war. Bei einem Einser sind doch die Verfasser mit Recht stolz darauf!

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    2. Bist du auch Plagiatsjägerin?

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    3. Nein, dafür fehlt mir die Zeit. Obwohl, ich habe das Talent, meist Schwachstellen zu finden und auf den berühmten Punkt zu bringen! Deshalb konnte mich ein Landesamt in Düsseldorf als Prüferin nicht brauchen. Ich habe in den Schlachthöfen einfach zu viel gefunden ...

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    4. In Schlachthöfen? Was hast du da gefunden?

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    5. Einmal zwei abgeschnittene Eberköpfe. Dabei darf Eberfleisch nicht verwertet werden. Grund: Es stinkt fürchterlich!

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