Mittwoch, 20. Februar 2013

Jean Ziegler und die fünf Wege zum Massenmord - Blog von Kiat Gorina


Erinnern wir uns an Jean Ziegler: Er sollte 2011 die Eröffnungsrede für die Salzburger Festspiele halten. Er war richtig dazu eingeladen worden. Aber dann wurde er wieder ausgeladen: 

Da muss wohl jemand in die Biographie Zieglers geschaut und gelesen haben und schlug die Hände über den Kopf zusammen. Dann stellte sich die Frage: Wie laden wir Ziegler wieder aus, ohne das Gesicht zu verlieren? Also wurde gegrübelt. Und dann hatte jemand eine Idee: Der Ziegler schreibt und redet doch freundlich über den Gaddafi aus Libyen. Genau: Und Gaddafi wurde ja zum Despoten erklärt! Und der Ziegler sympathisiert mit einem Despoten! Vielleicht ist er selbst ein Despot. 

Quelle: Salzburger Festspiele - Jean Ziegler durfte nicht die Leviten lesen

Aber Jean Ziegler fand einen Weg, seine Rede zu veröffentlichen. Auch darüber schrieb ich:

Quelle: Die "Rede" des Jean Ziegler

In der Zeitschrift Schrot & Korn - Februar 2013 - fand ich ein Interview mit Jean Ziegler. Darin zählt er die fünf grausamen Methoden des Massenmordes an der Weltbevölkerung auf:

  1. Der erste ist die Herrschaft der Konzerne. 85 Prozent aller auf der Welt gehandelten Grundnahrungsmittel werden von zehn multinationalen Gesellschaften kontrolliert. Dazu zählen Cargill, Dreyfuß, Bunge oder AMD. Diese Konzerne kontrollieren Warenströme und Preise. Sie entscheiden jeden Tag, wer isst und wer nicht, wer hungert oder lebt.
  2. Der zweite mörderische Mechanismus ist die Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel. Die Raubritter des globalisierten Finanzkapitals haben erst das Weltfinanzsystem ruiniert und Vermögenswerte in Höhe von vielen Hundert Milliarden Euro vernichtet. Inzwischen sind sie auf Nahrungsmittel und Rohstoffe umgestiegen und realisieren mit legalen Börseninstrumenten astronomische Profite. Goldman Sachs offeriert schon wieder undurchsichtige Derivate, diesmal auf Reis, Mais, Getreide, Soja und Zucker.
  3. Der dritte Mörder ist das Agrardumping der Industrieländer. Sie können auf jedem afrikanischen Markt italienisches Gemüse oder deutsches Geflügel zur Hälfte des Preises von afrikanischen Inlandsprodukten kaufen. 
  4. Die USA haben 2011 138 Millionen Tonnen Mais, 40 Prozent ihrer Ernte, und Hunderte Millionen Tonnen Weizen in Bioethanol umgewandelt und dann als Treibstoff verbrannt. 50 Liter Bioethanol im Tank, dafür braucht man 352 Kilogramm Mais. Davon lebt ein Kind in Sambia oder Mexiko ein Jahr lang.
  5. Landraub: Nahrungsmittel als Agrartreibstoff zu verbrennen, was immer auch die Argumente dafür sind, etwa Klimaschutz,  ist angesichts des Hungers in der Welt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Quelle: SCHROT & KORN „Der Zorn treibt mich an“

Jean Ziegler lässt es jedoch nicht beim Anprangern der Missstände, sondern er zeigt auch Lösungen. Wenn also wieder Miesepeter brummeln, wir können ja nichts dagegen tun, sollten sie mal nachdenken:

Wir sind die stillen Komplizen dieses täglichen Massakers, wir können es auch beenden. Morgen früh können wir den Bundestag zwingen, das Börsengesetz zu ändern und die Spekulation mit Nahrungsmitteln zu verbieten. Wir könnten die Agrarministerin zwingen, in Brüssel für einen Stopp des Agrardumpings zu stimmen. Wir können Herrn Schäuble zwingen, bei der Jahresversammlung des Weltwährungsfonds in Washington im Februar diesmal nicht für die Gläubigerbanken in Frankfurt und anderswo zu stimmen, sondern für die Totalentschuldung der 50 ärmsten Länder der Welt. Nur dann können diese Länder in ihre Landwirtschaft investieren. Das Grundgesetz gibt uns alle Waffen in die Hand, um das fürchterliche tägliche Massaker des Hungers zu stoppen.

Deshalb müsste der Hunger in der Welt ein Hauptthema sein im nächsten Bundestagswahlkampf. 

Jean Ziegler nennt drei Wege: 

  1. Zuerst auf der Ebene der humanitären Hilfe. Deutsche Welthungerhilfe, Brot für die Welt, Care, Oxfam, Caritas, Terre des Hommes  und andere, das sind großartige Organisationen, die humanitäre Soforthilfe bei Hungersnöten leisten. 
  2. Auf der zweiten Ebene kann ich mich als Verbraucher vegetarisch ernähren und damit meinen Teil der 500 Millionen Tonnen Getreide freigeben, die jährlich in die Tiermast gehen. Ich kann fair gehandelte, regionale und saisonal erzeugte Lebensmittel kaufen.
  3. Die dritte Ebene, das sind die Waffen, die der Bürger zur Hand hat, um Strukturreformen durchzusetzen. Der französische Schriftsteller Georges Bernanos hat gesagt: „Gott hat keine anderen Hände als die unseren.“ Wir müssen diese kannibalische Weltordnung ändern, sonst tut es niemand.

Jean Ziegler schrieb ein Buch: Jean Ziegler: Wir lassen sie verhungern - Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. Bertelsmann 2012, ISBN: 978-3-570-10126-1,  320 Seiten, 19,99 Euro.

Eine Leseprobe gibt es auch:

Quelle: C. Bertelsmann Wir lassen sie verhungern



Veröffentlicht am 14.10.2012 von World2Awakens5


Veröffentlicht am 15.10.2012 von World2Awakens5


Veröffentlicht am 15.10.2012 von World2Awakens5

Also, zeigen wir diesen internationalen Großkonzernen die rote Karte! Streichen wir deren Produkte von unserem Einkaufszettel! Muss es wirklich immer Nestlé et al. sein? Ich denke nicht! Dann können die Manager dieser Konzerne ihre Produkte selber fressen! Wohl bekomm's!

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