Samstag, 18. Mai 2013

Strahlende Frachter im Hamburger Hafen - Blog von Kiat Gorina

Am 1. Mai 2013 fand in Hamburg der Kirchentag der evangelischen Kirche statt. Und der Bundespräsident hielt eine Rede - als ehemals protestantischer Pastor. Ob er geahnt hatte, was nur einen halben Kilometer entfernt sich abspielte? Wohl kaum! Was war geschehen?

Da war ein Containerschiff - die "Atlantic Cartier" - in Brand geraten. Geladen waren über 70 neue Autos, davon verbrannten 30. Und wie die Behörden erst auf Anfragen von Parlamentariern eingestehen mussten, hatte dieses Schiff ein hochbrisante Fracht geladen. Erst am 17. Mai 2013 gaben die Behören bekannt, was da an Gefahrgut geladen war:

  • Uranhexafluorid, gleich neun Tonnen. Wenn das an die feuchte Luft entweicht, dann entwickelt sich daraus ein tödliches Giftgas!
  • hochexplosiver Alkohol für die Industrie
  •  Munition, gleich vier Tonnen

Die Feuerwehr kühlte die glühende Bordwand, damit es kein Riesenfeuerwerk gibt. Noch konnte die Feuerwehr zwei Löschboote einsetzen. Der Senat hatte ja entschieden, dass er sparen muss, also sollte künftig ein Löschboot eingespart werden. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte nur ein einziges Löschboot zur Verfügung gestanden.

Dann wäre auch den Kirchentagbesuchern diese brisante Mischung auf dem Containerschiff um die Ohren geflogen - auch dem Bundespräsidenten! Aber Hamburg hatte Glück und ist an einer Katastrophe vorbeigeschrammt! Und das Feuer sollte vertuscht werden.

Quelle: junge Welt Satansbraten des Tages: »Atlantic Cartier«

Dabei gibt es jetzt so viele unangenehme Fragen zu klären:

Welcher Reederei gehört "Atlantic Cartier"?

Der Agent für dieses Schiff ist ACL, das steht für Atlantic Container Line Deutschland GmbH! Also eine deutsche Firma? Die Mutter ACL ist eine britische Firma. Und eingesetzt wurde dieses Containerschiff für Transporte von der Atlantikküste der USA nach Hamburg und umgekehrt! Und das Schiff fährt unter schwedischer Flagge!

War dieser Transport von hochgiftigem Uranhexafluorid ein Einzelfall?

Nein, wie der Hamburger Senat zugeben musste, gab es allein im März 2013 fünf ACL-Schiffe mir diesem Giftzeug im Hamburger Hafen!

Wer braucht das hochgiftige Uranhexafluorid?

Dieses Giftzeug ist ein Rohstoff für die Anreicherung von Uran! Und wer reichert Uran an - in Deutschland? Da gibt es offiziell zwei Anreicherungsanlagen - eine in Gronau und eine andere in Lingen! Und ich schaute mir die Sicherheitshinweise zu Uranhexafluorid an. Da wurde mir schwindlig. Das ist ein derart Teufelszeug, wie es schlimmer nicht geht. Und solches Gift wird regelmäßig per Schiff und LKW transportiert! In diesem Fall sollte das Schiff eine Reise von Hamburg in die USA antreten.

Quelle: Wikipedia Sicherheitshinweise zu Uranhexafluorid: Es ist eine sehr aggressive Substanz, die jedes Gewebe angreift. Beim Kontakt des Gases mit Körperflüssigkeiten bildet sich Flusssäure, die auf der Haut und den Schleimhäuten der Atemwege Verätzungen hervorruft. Die Exposition des Menschen gegenüber dem Gas wirkt sich zunächst auf die Augen und Atemwege aus und verursacht Reizungen, Verlust des Sehvermögens, Husten und übermäßige Bildung von Speichel und Auswurf. Nach längerer Exposition führt dies zu Pneumonitis und Lungenödemen und kann zum Tod führen. Es ist – wie alle sechswertigen Uranverbindungen – sehr giftig beim Einatmen und Verschlucken. Außerdem besteht die Gefahr der Anreicherung im menschlichen Körper, was vor allem die Leber und die Nieren betrifft. Wie alle Uranverbindungen ist es radioaktiv.

Wo ist das meiste Uranhexafluorid gelagert?

In den USA! In den Vereinigten Staaten lagerten im Jahr 2000 mindestens 46.422 Fässer mit Uranhexafluorid an mindestens drei Orten: auf dem Gelände der K-25 genannten, ehemaligen Urananreicherungsanlage bei Oak Ridge im Bundesstaat Tennessee lagerten 4.683 Fässer; in der Urananreicherungsanlage in Paducah in Kentucky lagerten 28.351 Fässer; in der Urananreicherungsanlage in Portsmouth in Ohio lagerten 13.388 Fässer.

Quelle: EcoPerspectives What's Ahead for the Nation's Depleted Uranium Hexafluoride? 

Gab es schon schwere Unfälle mit Uranhexafluorid?

Ja, in den USA! 

Quelle: Assessment of the Public Health Impact From the Accidental Release of UF6 at the Sequoyah Fuels Corporation Facility at Gore, Oklahoma: Es gab in den Vereinigten Staaten mehrere Unfälle mit Uranhexafluorid. Ein Unfall ereignete sich im Jahr 1986 an einer Anlage der Sequoyah Fuels Corporation in der Nähe von Gore im Bundesstaat Oklahoma. Als man einen überfüllten Tank erwärmte, um übergelaufenes Material zu entfernen, platzte der Tank auf.

Wie tödlich ist Uranhexafluorid für Menschen?

Wikipedia nennt gleich zwei Quellen: Für die Arbeiter in der Anlage in Paducah liegen Studien zur Mortalität im Rahmen einer restrospektiven Untersuchung zur gesundheitlichen Belastung und zu Suizidrisiken vor!

Was bedeutet das? Ist ein Mensch mit Uranhexafluorid vergiftet, dann wählt er lieber den Freitod, so höllisch müssen die Schmerzen sein!

Wieso erfährt die Öffentlichkeit erst jetzt von diesen regelmäßigen Atomtransporten?

Wie der NDR berichtete: 

Genaue Angaben aus Sicherheitsgründen geheim - Jährlich gehen nach Angaben der Umweltbehörde rund 180 Transporte von spaltbarem Material für Kernkraftwerke sowie zahllose weitere Gefahrgut-Transporte durch die Hansestadt. Konkrete Angaben darüber, welche Schiffe für den Transport von radioaktiven Substanzen verwendet werden und auf welchen Routen sie fahren, sind laut Senat aus Sicherheitsgründen bundesweit als Verschlusssache eingestuft, wie es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen heißt. 

Quelle: NDR 90,3 Mehr Atomtransporte als bislang bekannt?

So so, aus Sicherheitsgründen dürfen keine Angaben gemacht werden! Was bildet sich der Hamburger Senat eigentlich ein? Durch eine Beinahe-Katastrophe kommen Ungeheuerlichkeiten ans Licht: Da wird hochgiftiges strahlendes Teufelszeug hin- und hergeshippert und die Bevölkerung darf es nicht wissen!

Was sollen wir noch nicht wissen?

Da lobe ich mir Bremen. Da beschloss die Bürgerschaft, dass atomarere Transporte nicht mehr erlaubt sind! Und wer stimmte dagegen? Natürlich die Schwarzen - die CDU!

Quelle: taz.de Bremen sperrt sich gegen Brennstäbe: Bremen will nicht länger die norddeutsche Drehscheibe für internationale Atomtransporte sein. Deswegen wurde die Hafenordnung geändert. Bremens Bürgerschaft hat die Änderung des Hafenbetriebsgesetzes beschlossen - mit einer satten Zweidrittel-Mehrheit, nur gegen die Stimmen der CDU.

Wieder ein sehr schwerwiegendes Argument, diese CDU im Herbst auf keinen Fall zu wählen!


Großfeuer auf Schiff in Hamburg
Veröffentlicht am 07.05.2013 von DTV German


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