Mittwoch, 7. Januar 2009

Schuss nach hinten?

Als gestern mein Bär nach Hause kam, was sah er? Ein Hund lief vom Dorf in Richtung meines Hofes, eifrig schnuppernd, die Nase dicht am Boden. Ein kleiner Münsterländer, sah noch sehr jung aus. Kurz nach dem Hund fuhr er auf den Hof. Mein Bär stieg aus dem Auto, der Hund lief freudig wedelnd zu ihm und beschnupperte ihn. Da sah er, dass es eine Hündin war. Er streichelte sie, sie war sehr zutraulich, noch so richtig arglos, eben wie eine junge Hündin.

Wo kam diese Hündin her? Münsterländer werden auch zum Jagen eingesetzt. Also kamen nicht viele Familien im Dorf in Frage. Ihm war schon aufgefallen, dass beim Dorfeingang eine junge Frau auf ihrem Grundstück umherguckte, so als ob sie etwas suchte.

Ich kam dann auch aus dem Haus und die Hündin lief wedelnd auf mich zu. Ich lobte sie: "Du bist aber eine feine Maus!" Die Hündin wanzte sich an mich an und wollte dann mit mir ins Haus. Das geht aber nicht, denn die "Hüterin des Hauses" ist Riffel.

Da hörten wir eine Frauenstimme in höchsten Tönen gilfen: "Cora!" erschallte es immer wieder. In der kalten Luft hört man ja Stimmen besonders weit. Wir schauten in die Richtung, woher das Geschrei kam. Ja, da stand eine junge Frau und fuchtelte wild mit den Armen. Und immer wieder rief sie nach Cora. Offensichtlich war das ihre Hündin. Aber Cora machte zunächst keine Anstalten, zu ihrem Menschen zurückzukehren. Bei uns gefiel es ihr anscheinend viel besser.

Aber es half nichts, ich sagte zur der Kleinen: "Hör mal, dein Mensch ruft dich, Du musst jetzt gehen." Betrübt sah sie mich an und trottete langsam los, ein paar Mal schaute sie sich nach uns um.

Als die sie bei ihrem Menschen angekommen war, hörten wir lautes Geschimpfe und später Gejaule. Ich rate Menschen, denen der Hund ausgebüchst ist, immer wieder, den Hund ja nicht zu bestrafen, wenn er zurückkommt, sondern zu loben. Wenn ein Hund wiederkommt und dann bestraft wird, denkt er logischerweise, dass er für das Zurückkommen bestraft wird.

Dann fiel mir ein, dass ein Bauer im Dorf mich vor einigen Tagen gewarnt hatte: "Du, pass bloß auf deinen Hund auf! Die haben wieder was vor!" Ich habe ihn nicht gefragt, wer "die" sind und was sie vorhaben. Ich habe es gelassen, weil ich sowieso keine Antwort bekommen hätte. Aber ich war froh über diese Warnung.

Ich hatte mich schon die ganze Zeit über einen aasähnlichen Geruch gewundert, der in der Luft lag. Ein totes Tier hätte ich bei dieser Kälte nicht so leicht riechen können. Aber mein Geruchssinn ist noch nicht durch diese Zivilisation verkümmert. In der Steppe war meine feine Nase sozusagen meine Lebensversicherung.

Sollte nun wirklich jemand eine Spur gelegt haben, um meine Hündin vom Hof zu locken, dann ging der Schuss nach hinten los!


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