Dienstag, 6. Januar 2009

In Memoriam Adolf Merckle

Gestern habe ich darüber geschrieben, dass wegen der weltweiten Finanzkrise auch die Superreichen Federn lassen mussten. Dabei habe ich auch Adolf Merckle genannt. Wie heute über die Presseticker lief, war Merckle zu diesem Zeitpunkt schon tot.

Als ich heute im Radio die Meldung hörte, lief ich gleich in die Küche, mein Bär war am Brutzeln. Er hatte Merckle persönlich kennengelernt, da war mein Bär Prokurist in einem medizinischen Fachverlag. Er hat mir erzählt, dass Merckle ein typischer schwäbischer Unternehmer war. Und er hat ihn bewundert.

Merckle übernahm von seinem Vater eine kleine Arzneimittelhandlung und machte daraus den Pharmahersteller Merckle. Dann war er einer der ersten, die Generica herstellten. Mein Bär kann sich noch gut erinnern, als Ratiopharm auf einem Firmengelände bei Neu-Ulm entstand. Damals war Merckle als sehr sparsam bekannt. Als Chef fuhr immer noch seinen alten VW-Käfer, sehr zum Leidwesen seiner Abteilungsleiter. Die getrauten sich nämlich nicht, etwas Größeres als einen Audi 80 für sich als Dienstwagen zu bestellen.

Als einmal ein sehr erfolgreicher Pharmareferent seine üppige Provision in einen Porsche anlegte und damit auf den Firmenparkplatz kurvte, kritisierten ihn einige Abteilungsleiter. Das ginge doch nicht, wenn der Chef einen Käfer fahre! Merckle bekam das mit und lächelte: Wenn er für viel Umsatz sorgt, darf er ruhig Porsche fahren ...

Als im November letzten Jahres die Meldung durch die Presse ging, dass Merckle sich verspekuliert hatte, war mein Bär erschüttert. Das passte so gar nicht zum Bild des Adolf Merckle, wie er ihn in Erinnerung hatte.

Vielleicht hat Merckle erkannt, dass er sich meilenweit von seinen früheren Idealen entfernt hatte und die Konsequenz gezogen. Vielleicht war auch sein Stolz verletzt. Die Gläubigerbanken haben ihn ja bedrängt, Ratiopharm zu verkaufen; die Geier aus Frankreich und Israel warteten ja schon. Aber an Ratiopharm hing Merckle sehr, das war für ihn wie ein Kind. Ratiopharm wollte er unbedingt be- und erhalten.

Wieder einmal ist ein erfolgreicher Mensch Opfer seiner eigenen Gier geworden. Wie schnell kann es gehen. dass aus einem sehr erfolgreichen Unternehmer ein verzweifelter Mensch wird, der nur im Freitod einen Ausweg sieht. Mein Mitgefühl gilt der Familie, seinen Söhnen und Enkeln. Mögen sie ihren Vater und Großvater stets in Ehren halten, ganz gleich was andere über ihn denken und schreiben!

Hierzulande gilt Suizid als etwas Verwerfliches, ich sehe das nicht so. Selbst im Alten Testament gibt es Selbstmörder, die in der jüdischen Religion hoch geachtet werden, denken wir an König Saul, der sich selbst ins Schwert stürzte, als er im Kampf verloren hatte. Jeder Mensch sollte selbst entscheiden dürfen, was er mit seinem Leben macht.

Es gibt hier Dörfer, da gehört Koma-Saufen zum "guten Ton". Dabei ist Alkoholmissbrauch erwiesenermaßen ein Selbstmord auf Raten. Aber am Saufen verdienen Brauereien und Gastwirte ...


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