Dienstag, 30. Juli 2013

Neue Beute eines Plagiatsjägers: Plagiatsvorwürfe gegen Prof. Dr. Norbert Lammert?

Ein Plagiatsjäger schlug wieder zu: Er nennt sich Robert Schmidt. Ja, ein Jäger mit diesem Namen brachte die damalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan zu Fall, sie trat von ihrem Ministeramt zurück. Der Doktortitel wurde ihr entzogen! Diesmal soll Dr. Norbert Lammert die Beute sein. Ja, genau, der Bundestagspräsident. Seine Dissertation ist schon etwas angegraut, sie entstand 1975:

Quelle: n-tv Lammert lässt Doktorarbeit prüfen: Der Plagiatsjäger mit dem Pseudonym "Robert Schmidt" schreibt, er habe auf 42 Seiten von Lammerts Dissertation 21 Quellen gefunden, bei denen es "Unregelmäßigkeiten" gebe. "Hierbei handelt es sich vorwiegend, aber nicht ausschließlich um Plagiate", so der Vorwurf. Lammert habe "einen erheblichen Teil der als verwendet angegebenen Literatur" offenbar nicht gelesen.

Das ist ein hammerharter Vorwurf! Andererseits gilt Robert Schmidt als "sehr gründlich prüfender Analytiker". Er hat sich ja jemand ganz oben von der politischen Spitze ausgesucht. Ich gehe mal davon aus, er weiß, was er veröffentlicht.

Und wie reagiert Dr. Norbert Lammert? n-tv berichtet: Der "Welt" sagte Lammert dazu: "Ich habe meine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt." Allerdings will er die Arbeit untersuchen lassen: "Ich habe die Universität Bochum unverzüglich darum gebeten, die Vorwürfe zu prüfen." Der Deutschen Presse-Agentur teilte Lammert mit, er sei von der wissenschaftlichen Qualität seiner Dissertation überzeugt.

Und was schreibt eigentlich Robert Schmidt? Schauen wir halt in seinen Blog:

Quelle: lammertplag: Zweck der Dokumentation ist es, sowohl die Universität Bochum als auch die allgemeine Öffentlichkeit anhand einer ausreichend großen Anzahl von exemplarischen Belegstellen über wissenschaftliches Fehlverhalten in der untersuchten Arbeit zu informieren. Ziel der Dokumentation ist es jedoch nicht, dieses möglichst vollständig zu erfassen, was mit einem hohen Zeitaufwand verbunden wäre. Ich habe daher die Untersuchung abgebrochen, nachdem ich die Marke von einem Drittel der Seiten des Hauptteils, die fragwürdige Passagen enthalten, überschritten habe. Oder anders ausgedrückt: Ich meine jetzt genug problematische Belegstellen gefunden zu haben, die eine umfassende offizielle Untersuchung der Arbeit rechtfertigen.

Das ist ja irgendwie verständlich. In einem Drittel der Dissertation fand er zu kritisierende Passagen, das reicht ja, wohl, dass diese Arbeit erneut von der Universität Bochum geprüft wird. Da sind sich Plagiatjäger und Doktortitelinhaber einig.

Besonders leseswert finde ich das Kapitel II. bei Robert Schmidt, da geht es um "bemerkenswerte Fundstellen". Wie beispielsweise 

  • Lammert schreibe anderen Personen Begriffe zu, die diese nachweislich gar nicht gebrauchen
  • Lammert suggeriere den Anschein, die angegebene Literatur gelesen zu haben, obwohl er nur aus der Sekundärliteratur zitiere und dabei Fehler übernehme
  • Lammert verweise gar auf ein Buch, das es überhaupt nicht gibt!

Schaut selbst rein und macht euch ein eigenes Bild. Und wer die roten Seitenzahlen anklickt, dem wird eine Ähnlichkeit zur Vorgehensweise bei Annette Schavan auffallen: Damit die Textübernahme nicht gleich auffällt, werden die übernommenen Texte etwas umgemodelt, etwas weggelassen, manchmal etwas dazu erfunden. 

Ach ja, womit befasst sich Lammert in seiner Doktorarbeit? Der Titel lautet: "Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung. Fallstudie am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet"

Hmm, Fallstudie! Normalerweise gibt eine Fallstudie ja nicht unbedingt ein Thema für einer Doktorarbeit her. Aber ich mag mich irren.

Es gibt einen noch einen längeren Titel: "Die Bedeutung regionaler und nichtregionaler Organisationsstrukturen im Willensbildungsprozeß politischer Parteien auf unterer Organisationsebene – dargestellt am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet"

Auf Seite 100 dieser Dissertation steht ein für mich bemerkenswerter Satz: Der “aktive Bürger” ist nach wie vor die schwächste Stelle in der Theorie und Praxis der Demokratie wie der Parteien.

Darüber lohnt sich wirklich nachzudenken ...

Und was gibt es sonst noch von der Plagiatorenfront zu berichten?

Quelle: Bild.de Neue Schlappe für Koch-Mehrin: Silvana Koch-Mehrin (42) muss weiterhin auf ihren Doktortitel verzichten. Das Verwaltungsgericht in Karlsruhe wies am Mittwoch eine Klage der FDP-Politikerin gegen den Entzug des Titels ab.

Und sie hat es sich sogar mit ihrem Doktorvater verdorben:

Quelle: Bild.de Doktorvater geht auf Koch-Mehrin los: Im „Tagesspiegel“ wies der Historiker Volker Sellin Vorwürfe von Koch-Mehrin zurück, die Universität Heidelberg habe seit dem Jahr 2000 von den Mängeln ihrer Arbeit gewusst und ihr dennoch den Doktortitel verliehen.
„Ich habe damals selbstverständlich nicht geahnt, dass sie abgeschrieben hat und habe dies daher mit meiner Kritik an ihrer Arbeit auch nicht ausdrücken können“, sagte der mittlerweile emeritierte Historiker der Zeitung.




Veröffentlicht am 22.07.2012 von kanzlerduell09

Der einzige Abgeordnete, der sich für die LINKEn einsetzte, war Ströbele! Ein Hoch auf Ströbele! Und die anderen Abgeordneten klatschten sogar Beifall, als eine komplette Fraktion den Saal verlassen musste! Ist das das demokratische Selbstverständnis eines Prof. Dr. Norbert Lammert?

Übernommen von Over-Blog

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