Samstag, 18. Mai 2013

Was? Ein Kühlschrank mit Schloss? - Blog von Kiat Gorina

Das fragte uns der Verkäufer bei Quelle mit ungläubigem Staunen. 

“Ja, das sagte ich bereits”, krähte Vatern militärisch los, “weil meine Tochter uns sonst die Lebensmittel stiehlt!” 

Anklagend wies er auf meine klapperdürre Figur mit den Häkelnadelbeinen. Das Staunen wurde noch größer, aber der Verkäufer hatte sich gut im Griff. 

“So etwas führen wir leider nicht. Und soviel ich weiß, gibt es zwar abschließbare Kühltruhen, aber eben keine abschließbaren Kühlschränke ….” 

Mit einem schallenden “Hachchch!” verließ Vatern mit mir im Schlepptau den vermeintlich schlecht sortierten Laden. Uff! Ich war erleichtert. Den neuen Kühlschrank sollte nämlich ich bezahlen! Keine leichte Aufgabe von monatlich 5 (in Worten: fünf) DM Taschengeld! 

Wie es dazu kam? 

Meine “Eltern” pflegten oft auswärts zu essen, entsprechend wenig zu futtern fand sich bei uns zu Hause. Für meinen Halbbruder Wotan backte Muttern jede Woche extra einen Marmorkuchen. Wenn der gute Junge zu Hause war, sollte er doch etwas Gutes bekommen. Zumal er sich hauptsächlich von Kaffee und eben jenen Marmorkuchen ernährte. Der Kuchen wurde natürlich oben auf dem Küchenschrank aufbewahrt, damit ich nicht so einfach dran kam. Wotan mit seinen über zwei Metern Länge konnte natürlich spielend hinauflangen. 

Ich habe nur einmal versucht, an den Kuchen zu kommen. Das hat mir für immer gereicht! Wir hatten in der Küche so kleine kippelige Hocker, auf denen wir beim Essen hockten wie Hühner auf einer zu schmalen Stange. Diese Luxussitze waren nachträglich mit verdammt glattem Kunststoff bezogen. Wahrscheinlich, damit sich keine “pösen” Bazillen drauf ansiedelten. 

So, da stand ich mit knurrendem Magen unten in der Küche, und auf dem Schrank thronte verlockend der Marmorkuchen. Also los: Hocker an den Schrank stellen, Schuhe ausziehen, vorsichtig auf den a...glatten Hocker turnen und nach der Kuchenglocke angeln. Geht doch ganz einfach - dachte ich! 

Ich kam ins Rutschen - und hielt mich ausgerechnet an der Kuchenglocke fest. Wie in Zeitlupe brach der ganze schöne Aufbau zusammen. Das Küchenbuffet und der Tisch bremsten meinen Absturz zum Glück etwas ab. Da lag ich am Boden, mit dem zu Bruch gegangenen Marmorkuchen und den Resten der Kuchenglocke garniert. 

Das wurde später geklebt. Die Kuchenglocke, nicht der Kuchen. 

Das Unglück war geschehen, meine Abreibung würde ich so oder so bekommen, da konnte ich mich erst mal dem Kuchen widmen. Dass mir so ziemlich alles furchtbar weh tat, habe ich komischerweise erst nach dem Probieren gemerkt. 

Gierig schob ich mir einen riesigen Brocken Kuchen in den Mund und - ja, sapperlot! Hatte ich versehentlich in einen sandigen Putzlappen gebissen? Muttern hatte den Kuchen erst am Morgen gebacken. Wieso war er dann so staubig-trocken. Können Kuchen denn so schnell austrocknen? Jetzt war mir auch klar, warum Wotan sich so oft ein halbes Dutzend Eier in die Pfanne schlug. Zu meinem Unglück! 

Wenn meine Eltern zurückkamen, pflegten sie immer ein Gläschen Brottrunk zu sich zu nehmen, zur Förderung ihrer Gesundheit. Der Brottrunk stand aber im Kühlschrank … 

Muttern öffnete denselben und dann: Adolf! Adolf, Komm schnell und sieh dir das an! Deine missratene Tochter hat schon wieder Lebensmittel gestohlen! Wo soll das nur hinführen?  Bald stiehlt sie unser Geld und meinen Schmuck. Und dann versucht sie bestimmt, uns umzubringen! Tu doch was, Adolf! Das wird ja immer schlimmer mit dem kriminellen Luder! Sie muss ins Heim für schwer erziehbare Kinder! So kann das nicht weitergehen! …. Usw. usw. 

Muttern schien das ganze Strafgesetzbuch auswendig zu können, so viele fürchterliche Verbrechen fielen ihr wieder einmal ein. Dann begann das übliche “Trommelkonzert” mit Schlappen und Kochlöffel. Dazu natürlich Zimmerarrest und kein Essen, weil durch meinen vermeintlichen Eierdiebstahl der Rest der Familie am Hungertuch nagen musste. 

Vatern wollte Abhilfe schaffen. Er beschloß, den Kühlschrank mit einem Schloss zu verbarrikadieren wie bei seinem Telefon. Wir hatten damals einen uralten stabilen Kühlschrank ,der noch so eine bauchige Tür hatte. Den wollte Vatern nun in eine Festung verwandeln. 

Der Kühlschrank war aber noch alte Qualität und widersetzte sich erfolgreich den Umbauversuchen. Vatern bekam einen Wutanfall, dem der arme Kühlschrank nicht gewachsen war. Er hauchte an diesem Abend sein langes Leben aus. 

So musste ein neuer Kühlschrank her. Dafür wurden dann die Küchentür und die Tür zur Essecke abgesperrt. Vatern, Muttern und Wotan hatten einen Schlüssel dafür. Der Eierschwund hielt trotzdem an. 

Das Problem mit der versperrten Küche löste sich auch erstaunlich schnell: Muttern bekam Besuch und wollte etwas zu trinken kredenzen - aber sie hatte ihren Küchenschlüssel verlegt …

Der Nutzer Franz Sadjak veröffentlichte ein Video über einen schlauen Kater, der sogar Kühlschränke öffnen kann:


Veröffentlicht am 14.04.2012 von Franz Sadjak

Übernommen von Over-Blog

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