Samstag, 26. Januar 2013

Geburtstagliches Nachtgespenst - Blog von Kiat Gorina


Schon wieder Geburtstag, nur dass es heute eine Studienfreundin  erwischt hatte. Ich wollte sie nur kurz anrufen und ihr ein “Happy birthday to you...” entgegenschmettern. Weit kam ich nicht, da hörte ich so ein verräterisches Glucksen im Hörer. 

“Susi? Hast du dich ob meines schauerlichen Gesangs verschluckt?”, fragte ich besorgt. 

“Hi ...hi...hihihiiii nein! Mir fiel nur gerade dein Vater wieder ein. Weißt du noch, als wir mal bei euch zuhause feiern wollten?” 

Jetzt brüllte ich auch los, wir konnten uns nicht wieder einkriegen. Das war eine tolle Sache. Wenn einer von meinen Freunden Geburtstag hatte, feierten wir im Wohnheim. Jeder brachte irgendwas Essbares mit, an sämtlichen Steckdosen hingen diese Mini-Elektrogrills, der Platz reichte hinten und vorne nicht aus. So ließen wir die Tür offen und das Ganze wurchs sich  zu einer Stockwerksfete aus. 

Dummerweise wohnte ich bei meinen “Eltern” ,in einer Art Kinder-Abstell-Besenkammer. 

Schon am Morgen drohte “Muttern”:  “Wage es ja nicht, irgend welche von deinen dubiosen Bekannten hierher einzuladen. Der einzige, den ich hier sehen möchte, ist der nette Arndt. So ein lieber, wohlerzogener Junge. An dem solltest du dir ein Beispiel nehmen. Und seine Mutter ist eine feine vornehme Dame ...” 

“Amen!”, fiel ich ihr ins Wort. Diesen in der Nachbarschaft wohnenden Lackaffen konnte ich noch nie leiden. 

“Du hast es nicht anders gewollt! Wir werden unsere Wohnräume und die Küche abschließen. Da kannst du mal sehen, wo du feiern willst!” fauchte  Muttern zum Schluss. 

Solange sie nur den Lokus nicht abschließt, dachte ich bei mir. 

Wir waren also vorgewarnt. Mehr als sechs Leute passten nicht in mein Zimmer, sonst kriegten wir die Tür nicht mehr zu. Zum Glück besaß ich einen riesigen alten Teekessel, mehrere Becher, einen Wasserkocher und ein Stövchen. Die Fressalien bereiteten wir in Lemgo im Wohnheim vor, die anderen wollten sie nachher mitbringen. Und natürlich einen Kassettenrecorder. 

Abends konnte ich Vatern hören, wie er sämtliche Räume energisch versperrte und die Schlüssel abzog. Dann verbarrikadierten sich meine “Eltern” im Fernsehraum, kurz bevor meine Freunde eintrudelten. 

Nanu, warum grinste die Bande so komisch? Hatten sie etwas vor? 

Allerdings! “Mach mal die Augen zu und breite die Arme aus”, kommandierte Alex. Na gut.  Uffa - schon ging ich in die Knie! Die Fünf hatten mir tatsächlich ein Geschenk mitgebracht! Ein schwergewichtiges.  Was ich da krampfhaft vor dem Absturz rettete, war ein mit einer riesigen Schleife verzierter Sack .Drin waren 25 Kilo Hundefutter für Dobbi!  

Mein Freudengebrüll war sicher in der ganzen Nachbarschaft zu hören! 

Wir verzogen uns nach oben, wo die essbaren Herrlichkeiten, der große Teekessel und unsere Beine ein interessantes Stilleben abgaben. 

Trotzdem, die Stimmung war famos, es war urgemütlich und erinnerte irgendwie an ein überfülltes mongolisches Ger. 

Nur mich beschlich langsam ein leicht mulmiges Gefühl. Vatern hatte sich schon bettfertig gemacht. Das hörte ich jeden Abend ganz genau, weil ihm jeden Abend das Gebiss mit lautem “Klimm-klimm-klong” ins Waschbecken fiel. 

Aha, schlappende Schritte, gleich ging es los: 

Tock-tock-tock! Ich stand vorsichtig auf, mir kam eine Idee, wie ich Vaterns morgige Strafaktion abbiegen könnte. 

Nochmal: tock-tock- tock! Schon wesentlich lauter! 

“Halb fffehn ifff aba ...” 

Weiter kam Vatern nicht. Ich riss nämlich schwungvoll die Tür auf und trompetete: "Mein Vater will euch was sagen!” 

Da stand er in seienr ganzen Pracht: im gold-braun gestreiften Schlafanzug, mit Schlappen , ohne Zähne und auf dem kahlen Kopf eine verknoteteStoffwindel gegen die nächtliche Kälte. 

Das  “...Nafftruhe” ging im schallenden Gelächter unter. 

Eine Strafaktion gab es nicht...


Veröffentlicht am 04.07.2012 von TheUnblackVampire


Veröffentlicht am 06.03.2012 von liederkorb

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