Donnerstag, 10. Oktober 2013

GLOSSE: Horst I. bastelt eine Regierung

In einem blauweißen Freistaat wurde gewählt. Sieger wurde Horst S. - im Siegestaumel nannte er sich heimlich gleich Horst I. Und dann nahte seine erste Amtsentscheidung - die Verteilung der vom Volk gewählten Höflinge auf die Ministerämter. Diesmal war es einfacher als bei der letzten Wahl. Da musste er noch ein paar Gelbträger berücksichtigen.

Diesmal musste nur unter schwarzberockten Höflingen ausgewählt werden. Und Horst I. muss auch die Herkunft seiner Höflinge berücksichtigen. Da darf kein Regierungsbezirk bevorzugt oder benachteiligt werden. Bei der Vorbereitung der Ämterverteilung wollte Horst I. nicht gestört werden, er zog sich in seinen Modelleisenbahnkeller zurück. 

Und er hatte noch von der letzten Wahl einige Ministerwaggons stehen. Ja, bei einem stand Landwirtschaft drauf. Und das Konterfei von Helmut B. Ach ja, der Helmut! Der hat zwar seine beiden Töchter und seine Frau in seinem Wahlkreisbüro für sich arbeiten lassen - bezahlt aus der Kasse des Landtages. Aber er hat alles zurückgezahlt. Und seine Wähler haben ihm verziehen, ja sie haben das längst vergessen.

Liebevoll schubst Horst I. den Ministerwagen hin und her, da rollt der Wagen von selbst zum Bahnhof Landshut - Niederbayern. Ja, beim Helmut geht alles wie geschmiert. Den mögen die Bauern. Er bleibt Landwirtschaftsminister. Eine Entscheidung ist gefallen.

Und noch ein Minister kann bleiben: der Joachim H. Der darf Innenminister bleiben. Nur eins muss er dem Horst I. versprechen: er darf sich nie mehr in einen Bagger setzen und versuchen, den zu fahren! Das letzte Mal fiel der Bagger um! Was macht das für einen Eindruck, wenn der Innenminister einen Bagger umschmeißt! Und weil der Joachim ihm das in die Hand versprochen hat, wird er noch zuständig für den Verkehr. Das machte früher der gelbe Wirtschaftsminister, aber der ist jetzt Geschichte.

Wer kann noch bleiben? Beim Bleiben denkt Horst I. an seine bisherige Justizministerin - die Beate. Und sein Gesicht rötet sich vor Zorn. Grund: Wie dusselig führte sie sich im Fall Mollath auf. Er sieht einen Waggon, da steht ganz klein Justiz drauf und ganz groß "Die politische Spitze". Und "Beate M." Horst I. will diesen Waggon aufs Abstellgleis schieben. Aber rechtzeitig fällt ihm ein, dass das nicht geht. Erstens braucht Bayern ein Justizministerium und zweitens haben die Schwaben die Beate als Direktkandidatin gewählt - da muss sie ein Ministeramt übernehmen. 

Aber nur ein ganz kleines. Das Europaministerium. Aber der bisherige Waggon ist viel zu groß. Also sucht Horst I. nach einem ganz alten und ganz kleinen Waggon, da passt eigentlich gar kein ganzes Ministerium rein. Aber ein gestutztes! Also stutzt Horst I. das Euopa-Ministerium solange, bis kaum noch etwas davon übrig bleibt. Das bekommt die Beate. Er nimmt den alten und klitzekleinen Waggon, stopft die Beate rein und lässt ihn nach Brüssel rollen. Und dann hofft Horst I., dass er nie mehr von der Beate hört.

In Brüssel saß bisher die Emilia M., eine bescheidene Frau, sie hat bisher kaum jemand gestört. Mit ihr gab es kaum Ärger. Also dafür muss sie belohnt werden. Ach ja, da gibt es ja den prachtvollen Waggon "Sozialministerium". Bisher saß da die Christine H. drin. Aber die hatte mit dem "Sozialen" immer Probleme. Das war nicht so das Ihre. Und dann die Geschäftchen ihres Mannes Hubert. Wer weiß, was da noch nachkonnt.

Da stopft er doch lieber die Emilia M. ins Sozialministerium. Und da die Emilia sich in Brüssel an ihr kleines Ministerium gewöhnt hatte, stutzt Horst I. höchstpersönlich das Sozialministerium. Und er hofft, dass die Emilia mit dem Rest gut leben kann und keinen Ärger macht!

Aber was macht er mit der Christine? Sie wird "politische Spitze" der Staatskanzlei! Und weil sie reden kann wie ein Machinengewehr, soll sie sich auch noch um Berlin kümmern! Da kann sie dann Bayerns politische Gegner umnieten.

Mit Grausen denkt Horst I. an Berlin. Ja, die Mutti hat einen großen Fehler gemacht. Hätte sie doch den Gelben so etwa über 100.000 Zweitstimmen gegönnt, dann hätte sie in aller Ruhe mit den Gelben weiterregieren können. Aber so hat sie die Wahl vermasselt. Dem blöden Volk wurde eingetrichtert, Angela M. habe gewonnen. Wer aber die Sitze der Schwarzen im Parlament nachzählt, wird feststellen, dass die Opposition mehr Sitze ergattert hat. 

Jetzt suchen die Schwarzen einen Partner in Berlin. Ganz gleich wie der neue Partner ausschaut, da muss dann viel geschimpft werden - auf Berlin und in Berlin. Und wenn dann dem Horst I. die Stimme versagt, dann muss die Christine einspringen. Wie gesagt, sie kann schnell und laut reden! Es stimmt zwar nicht alles, was sie so sagt - aber das haben Juristen so an sich.

Weil er gerade bei den Frauen ist, grübelt er: Was mache ich mit Ilse A.? Die braucht mindestens ein Suppen - nein - ein Superministerium! Da fällt ihm nur das Wirtschaftsministerium ein. Das war früher bei den Gelben. Klar, das kriegt die Ilse. Und damit jedem klar ist, was für ein Superministerium das ist, ist sie zusätzlich für die Energiewende zuständig!

Da kann sie sich darum kümmern. Die Atomlobby atmet auf und denkt im Stillen: Wenn Ilse A. für die Energiewende zuständig ist, dann ändert sich für uns nichts! Das war schon so, als sie in Berlin Verbraucherministerin war. Da hat sich für die Industrie nie etwas geändert!

Aber Horst I. hat immer noch ein Problem: Wo nimmt er ein weiteres Superministerium her? Hmm, der Markus S. muss auch Superminister werden. Außerdem hat er dem Horst I. vorgejammert, dass er keinen Bock hat, immer von Nürnberg nach München ins Finanzministerium zu fahren. Das leuchtet Horst I. ein. Gedankenverloren pinselt er auf einen kleinen Waggon "Heimatministerium", stellt ihn auf ein Gleis und er rollt zum Bahnhof Nürnberg. 

Das ist die Lösung: Der Markus wird Doppelminister. Einmal für die Finanzen und zweitens als Heimatminister. In Nürnberg. Da hat er ja auch eine Schlafstelle. Und er bekommt noch einen zweiten Staatssekretär dazu.

Was macht er mit dem Marcel H.? Dessen Ministerium wird geteilt. Der Marcel ist künftig nur für Umwelt da, und seine Staatsekretärin übernimmt das neue Gesundheitsministerium. Schließlich hat sie Medizin studiert! Kurz entschlossen sägt Horst I. den langen Ministerwaggon auseinander und macht daraus zwei Ministerwägelchen. Die Melanie H. freut sich: Jetzt bin ich auch Ministerin! 

Und da aller Dinge drei sind, schafft Horst I. noch ein Superministerium: Das bekommt der Ludwig S., er kümmert sich künftig um die Schulen und die Universitäten. Der Ludwig ist ja auch bei dem Guttenberg-Skandal nicht aufgefallen! Das muss belohnt werden!

Horst I. schaut sich jetzt an, wo die einzelnen Minsterwaggons stehen und nickt: Genauso wird er es machen! Jetzt hat er seine Minister genügend durcheinander gebracht, es wird einige Zeit dauern, bis diese Regierung wieder arbeiten kann. Aber das macht nichts - im Gegenteil, solange diese Minister noch mit dem Umzug und Einrichten beschäftigt sind, machen sie keine schwerwiegenden Fehler!

Dann fällt ihm siedendheiß ein: Wen setze ich ins Justizministerium? Also, ein Studierter muss es sein. Am besten jemand mit Professortitel. Das gibt mehr her als nur ein Doktortitel. Da stößt er an einen Karteikasten, der fällt um und eine Visitenkarte segelt heraus: Horst I. hebt sie auf und liest "Winfried B." Ja, der ist Abgeordneter. Und Rechtsprofessor! Genau! Der passt! Der wird Justizminister! Außerdem kommt er aus Aschaffenburg und verletzt damit nicht den Proporz!

Damit hat Horst I. es geschafft - wieder eine neue Staatsregierung wurde geschaffen! Er ruft seine Abgeordneten zusammen und teilt ihnen im Landtag die Bescherung mit!

Übernommen von Over-Blog


Veröffentlicht am 08.10.2013 von zumschreienkomisch

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