Mittwoch, 15. August 2012

War der Jesus der Christen wirklich lieb? - Blog von Kiat Gorina


Nachdem ich von meinem deutschen Vater mit seinen Beziehungen von den Tiefen der Sowjetunion nach Westdeutschland geholt wurde, um die Rolle meiner Halbschwester zu übernehmen, die unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen war, war ich auch in einem christlichen Umfeld gelandet - sozusagen als "wandelnder Totenschein" ... 

Also beschloss ich, die Bibel der Christen zu lesen. Ich wollte wissen, woran glauben die Christen. Schließlich ist ja Deutschland ein christliches Land, es leistet sich sogar zwei Parteien, die ein christliches "C" im Namen führen. 

Und so stieß ich auf Stellen, die mich zum Grübeln brachten. Beispielsweise eine Stelle im Lukas-Evangelium: "1 Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. 2 Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. 3 Der Verwalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. 4 Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. 5 Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 6 Er sprach: Hundert Eimer Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. 7 Danach fragte er den zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Sack Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig. 8 Und der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts. 9 Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten." (Lukas 16, 1-9) 

Diese Stelle bereitete mir Schwierigkeiten. Dieser Jesus, der sonst keine Lüge duldete, keinen Betrug, sollte dieses Gleichnis seinen Schülern erzählte haben? Das passte nicht in meinen Kopf. 

Ich fragte einige Theologen - sowohl katholische, als auch protestantische - und erhielt keine erschöpfende Auskunft. Eine Pfarrerin verwies mich auf eine moderne Übersetzung - eher eine Übertragung - von Jörg Zink: "Als der Besitzer von der Sache erfuhr, imponierte ihm der Geschäftsführer, trotz aller Betrügereien und Schliche. Er war klug! Er hatte seine letzte Chance genutzt." 

Auch dies überzeugte mich nicht! Das hätte auch ein Vertreter der "Heuschrecken" in der heutigen Finanzwirtschaft schreiben können.  

Also ließ ich dieses Thema und meine Verwirrung erstmal sacken. Und vor einigen Tagen suchte ich etwas und stieß auf einen Stapel Kassetten - so richtig altmodisch bespielt. Da hatte mein Bär einige Sendungen des Bayerischen Rundfunks aufgenommen - von Gesprächen von Pinchas Lapide mit einem Professor. Ich wollte wissen, ob diese Kassetten noch abspielbar sind. Die erste war es! 

Und - welch ein "Zufall" - da ging es um eben diese Stelle im Lukas-Evangelium. Und Pinchas Lapide hatte eine Erklärung, die mich vollends überzeugte:

  1. Jesus hat diese Stelle bestimmt in seiner Muttersprache verkündet - also dem Hebräischen. Und da gibt es das Wort BARECH, das kann mit "segnen" oder "loben" übersetzt werden - aber auch mit "verfluchen, verwünschen". Und Pinchas Lapide sagte, da wurde beim Übersetzen vom Hebräischen ins Griechische die falsche Bedeutungsvariante gewählt!
  2. Ähnlich schaut es bei "klug" aus: im Hebräischen gibt es das Wort "arúm", das kann mit "klug" übersetzt werden, aber auch mit "betrügerisch, hinterlistig".

Also müsste der Satz "Und der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte" wie folgt übersetzt werden: "Und der Herr verfluchte den betrügerischen Verwalter, weil er hinterlistig gehandelt hatte." 

So, mit dieser Übersetzung bin ich zufrieden, sie überzeugt mich! 
Und ich stelle mir jetzt die Frage: Wieso wissen das die christlichen Geistlichen nicht? Aber ein jüdischer Religionsphilosoph wie Pinchas Lapide wusste das.


Hochgeladen von SKYSPLASH am 26.02.2008

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