Deutschland fällt zurück? Was für eine Rangliste soll das sein? Die Reporter ohne Grenzen haben eine Rangliste erstellt - für die Informationsfreiheit. Aha, für die Pressefreiheit. Aber in Deutschland ist die Pressefreiheit im Grundgesetz garantiert:
Da steht unter anderem in Artikel 5 Absatz 1: Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. Wieso ist dann Deutschland zurückgefallen? Wegen der mangelnden Vielfalt der Presse.
Quelle: Reporter ohne Grenzen Rangliste der Pressefreiheit 2013
Genau das ist eines der größten Probleme in Deutschland. Wer eine überregionale Tageszeitung gelesen hat, braucht keine andere Zeitung mehr zu lesen - da steht in den meisten Blättern das Gleiche drin. Oft sogar im gleichen Wortlaut.
Da jammern viele Verleger, dass die Leserinnen und Leser wegbleiben und damit lukrative Anzeigenaufträge, und eben diese Verlage suchen die Ursache nicht bei sich selbst, sondern der "böse Mann" ist das Internet.
Viele deutsche Verlage haben die Möglichkeiten des Internet schichtweg verschlafen! Wenn ein Verlag seinen Online-Auftritt als Abklatsch der Druckausgabe präsentiert, hat er bereits verloren.
Und noch zwei Ursachen gibt es meiner bescheidenen Meinung nach für die mangelnde Vielfalt der Presse:
- Große Verlage bauen Stellen in ihren Redaktionen ab und legen Redaktionen für mehrere Zeitungen zusammen. Das kann nicht gut gehen - wie die jüngste Entwicklung es aufgezeigt hat.
- Und wenn es vereinzelt Zeitungen gibt, deren Herausgeber es wagt, eine eigene Meinung zu veröffentlichen, dann werden solche Zeitungen und deren Herausgeber diskriminiert. Wie es Jakob Augstein, Herausgeber des Freitag, am eigenen Leib erfahren musste:
Quelle: GLOSSE: Wer Israel kritisiert, gleich als Antisemit diffamiert
Gerade Jakob Augstein als Antisemit zu bezeichnen, das war wohl das Eigentor des Simon Wiesenthalzentrums des Jahres! Und wieso gerade Jakob Augstein? Weil er in seiner Wochenzeitung es wagt, eine eigene Meinung zu vertreten und Missstände in dieser Republik aufzuzeigen.
Also wird ein solcher Verleger wie Jakob Augstein zum medialen Abschuss freigegeben.
Dass vor allem in den Lokalredaktionen immer noch kräftig zensiert wird, erfahre ich immer wieder: Unlängst sprach mich eine Anzeigenwerberin eines Lokalblattes an, ob ich wieder inserieren werde. Ich erklärte ihr, dass ihr Blatt kaum noch interessante Artikel bringe. Wenn da über mehrere Seiten von Kaninchenzüchtervereinen berichtet wird, das lockt doch keinen Hund hinterm Ofen hervor. Sie nickte betrübt, das habe sie auch schon festgestellt.
Oder ich habe mal eine mir persönlich bekannte Lokalredakteurin gefragt, wieso sie über das brisante Thema Trinkwasser und Krebs und Uran nichts schreibt. Ich zeigte ihr sogar meine recherchierten Unterlagen. Sie las sehr interessiert, aber dann seufzte sie: "So etwas lässt der Chefredakteur nicht zu!"
Aber hallo?! Nennt sich das Pressefreiheit? Die Quittung bekommen die Verleger selbst präsentiert: Die Leserinnen und Leser wandern ab! Weg vom medialen Mainstream.
Gerhard Wisnewski erzählt, was da intern abläuft:
Veröffentlicht am 04.05.2012 von yoicenet2
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