Da schrieb ich über den vierten Armutsbericht dieser Repubik - unter anderem: "Abgelenkt soll von der Tatsache, dass immer weniger Superreiche immer mehr Vermögen besitzen. In Zahlen: Zehn Prozent der reichsten deutschen Haushalte besitzen über die Hälfte des gesamten Vermögens in Deutschland!"
Und weiter: "Nehmen wir die Hälfte der unteren einkommensschwachen Haushalte - deren gesamtes "Vermögen" beläuft sich nur auf ein Prozent des gesamten bundesdeutschen Vermögens! Und die Kluft zwischen Superreich und Arm klafft immer weiter!"
Da stellte ich mir die Frage: Was würde heutzutage der Schriftsteller und selbsternannte "Moralist" Erich Kästner dazu sagen? Ich habe seine Antwort gefunden. In seinem Gedicht "Ansprache an Millionäre" - angesichts der galoppierenden Inflation müsste es allerdings Milliardäre heißen.
Das Problem mit diesen Millionären resp. Milliardären gab es wohl schon 1930, da erschien Kästners Gedichtesammlung "Ein Mann gibt Auskunft":
Ansprache an Millionäre
Warum wollt ihr solange warten,
bis sie euren geschminkten Frauen
und euch und den Marmorpuppen im Garten
eins über den Schädel hauen?
Warum wollt ihr euch denn nicht bessern?
Bald werden sie über die Freitreppen drängen
und euch erstechen mit Küchenmessern
und an die Fenster hängen.
Sie werden euch in die Flüsse jagen.
Sinnlos werden dann Schrei und Gebet sein.
Sie werden euch die Köpfe abschlagen.
Dann wird es zu spät sein.
Dann wird sich der Strahl der Springbrunnen röten.
Dann stellen sie euch an die Gartenmauern.
Sie werden kommen und schweigen und töten.
Niemand wird über euch trauern.
Wie lange wollt ihr euch weiter bereichern?
Wie lange wollt ihr aus Gold und Papieren
Rollen und Bündel und Barren speichern?
Ihr werdet alles verlieren.
Ihr seid die Herren von Maschinen und Ländern.
Ihr habt das Geld und die Macht genommen.
Warum wollt ihr die Welt nicht ändern,
bevor sie kommen?
Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln!
Ihr seid nicht gut. Auch sie sind's nicht.
Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln,
ist eure Pflicht!
Der Mensch ist schlecht. Er bleibt es künftig.
Ihr sollt euch keine Flügel anheften.
Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig.
Wir sprechen von Geschäften.
Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen.
Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken.
Die Welt verbessern und dran verdienen -
das lohnt drüber nachzudenken.
Macht Steppen fruchtbar. Befehlt. Legt Gleise.
Organisiert den Umbau der Welt!
Ach, gäbe es nur ein Dutzend Weise
mit sehr viel Geld ...
Ihr seid nicht klug. Ihr wollt noch warten,
Uns tut es leid. Ihr werdet's bereuen.
Schickt aus dem Himmel paar Ansichtskarten!
Es wird uns freuen.
Und passend dazu von Erich Kästner der "Hymnus auf die Bankiers" - erschienen 1929:
Hochgeladen von wortlover am 10.01.2012
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