Donnerstag, 29. Januar 2009

Der Große Telefonzauber

Vor einigen Tagen rief mich eine Lektorin eines größeren Verlags an. Sie hatte mein Buchmanuskript angefordert und ... ja, was wollte sie eigentlich? Hatte sie mein Manuskript überhaupt genau gelesen? Jedenfalls schlug sie mir vor, das ganze Buch zu "verschlanken"! Im Klartext: "Wir lassen alles Politische, Militärische und Nicht-Schamanische weg. Das wären nämlich sowieso schon drei verschiedene Bücher!"

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Mittwoch, 28. Januar 2009

Basisdemokratie funktioniert doch!

Der Versuch, das Krankenhaus Feuchtwangen schlagartig und ohne jede Vorankündigung zu schließen, ist gescheitert. Seit gestern ist dieses Krankenhaus wieder geöffnet. Der Klinikvorstand Prossel hatte zwar behauptet, der Markt für Ärzte sei leergefegt. Nichtsdestotrotz wurden Ärzte gefunden.

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Dienstag, 27. Januar 2009

Remondis und kein Ende

Im November letzten Jahres mussten NürnbergerInnen befürchten, dass auch bei ihnen italienische Müllzustände herrschen. Seit Anfang 2008 der Müllkonzern Remondis aus Lünen den Abtransport der Gelben Säcke übernommen hatte, waren die NürnbergerInnen nur am Beschweren.

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Sonntag, 25. Januar 2009

Was hat dieser Mensch gemeinsam?

George Soros beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Jahre 2010

Was soll diese Frage? Gemeinsam mit wem? Und überhaupt, wer soll dieser Mensch sein? Nun, das ist George Soros, das Forbes Magazine schätzt sein Vermögen auf neun Milliarden US-Dollar. Womit hat er so viel Geld verdient? Mit Hedgefonds! Schon früh lernte er, seine Geschäfte der US-Finanzaufsicht zu entziehen. Wie? Seine Firmen saßen auf den Niederländischen Antillen und den Jungferninsel ...

Und er hat im Jahr 2007 persönlich über eine Milliarde US-$ verdient, einfach so! Eine Milliarde US-$, das kann ich mir nicht vorstellen.

Aber auch andere haben 2007 persönlich über eine Milliarde US-$ verdient:

James Simons, John Paulson, Philip Falcone und Kenneth Griffin. Forbes schätzt das Vermögen von Simons auf vier Milliarden US-$, "verdient" mit Hedgefonds, genau wie Soros.

John Paulson hat sogar soviel mit Hedgefonds kassiert, dass er vor Journalisten geprahlt hat: "Ich habe den Jackpot geknackt!" Seine Firma verwaltete 2007 ein Vermögen über 12 Milliarden US-$. Das Magazin Alpha nannte ihn "King of Cash".

Was ist mit Philip Falcone? Forbes schätzt sein Vermögen auf fast zwei Milliarden US-$. Verdient mit Hedgefonds ...

Und womit hat Kennet Griffin sein Vermögen von 1,5 Milliarden US-$ verdient? Mit Hedgefonds? Bingo, die Kandidatin hat 100 Gummipunkte.

Was ist ein Hedgefond? Wie konnten diese Milliardäre soviel Geld scheffeln? Mit Leerverkäufen! Wie der Name schon sagt, diese Menschen spekulierten mit Waren, die sie zum Zeitpunkt des Verkaufes gar nicht besitzen. Sie spekulieren darauf, dass die Ware zum Verkaufszeitpunkt billiger wird. Und weil sie über immens Geld verfügen, können sie mit anderen Verkäufen dafür sorgen, dass die Ware wirklich billiger wird, da wird halt dann ein bisschen nachgeholfen. Sie spekulieren also auf Preisänderungen. Und sie entzogen sich in der Vergangenheit jeglicher Finanzaufsicht. Und sie zahlten kaum Steuern, zumindest nicht im eigenen Land ...

Diese fünf Hedgefonds-Manager standen am 13.11.2008 auf dem Capital Hill, die rechte Hand zum Schwur erhoben. Ein Abgeordneter sagte: "Diese Kerle haben mehr Geld als Gott!"

Ich würde eher sagen, das sind alles Teufel! Weil Millionen von Menschen Opfer ihrer Spekulationen wurden ...



Veröffentlicht am 09.11.2012 von BerggruenGovernance




Samstag, 24. Januar 2009

Erzeugen RFID-Chips Krebs?

Was sind denn RFID-Chips? Bestimmt nichts zum Essen. RFID steht für "Radio Frequency Identification" und wozu ist es gut? Nun, wenn ein Tier solch einen Chip unter der Haut implantiert hat, dann genügt ein einfaches Lesegerät, um die Infos auf diesem Chip auszulösen. So ein Chip kann also dazu dienen, um festzustellen, wem das Tier gehört. Eigentlich keine schlechte Sache.

Aber! Wie funktioniert so ein Teil? Nun, so ein RFID-System besteht im Prinzip aus zwei Komponenten, einmal dem sog. Transponder und zum andern aus dem Lesegerät. Bei den Transpondern gibt es passive und aktive. Die aktiven haben eine eigene Stromversorgung, die passiven keine. Wie kann dann aber ein solcher Transponder seine Daten zum Lesegerät funken? Nun, das Lesegerät erzeugt ein elektromagnetisches Feld, sobald der Transponder in seiner Reichweite ist, empfängt er diese Energie mit seiner Antenne und lädt damit einen Kondensator auf. Mit dem Entladestrom dieses Kondensators werden dann die Daten zum Lesegerät gesendet.

Das Problem besteht jetzt darin, dass der Empfang durch den Transponder nicht abgeschaltet werden kann, dieser Transponder ist sozusagen immer auf Empfang! Und da wir und unsere Tiere immer einem Sammelsurium von elektromagnetischen Frequenzen ausgesetzt sind, ist es wie bei Russischen Roulette, was der Transponder gerade empfängt, und wie sich das bei ihm auswirkt.

Es gibt eine Vielzahl von Studien, die beweisen, dass bei Tieren um die Implantate herum sich Tumore bilden, manchmal so groß, dass sie den Transponder einhüllen.

Außerdem hat die Medizinzeitschrift JAMA berichtet, dass diese Chips medizinische Geräte in einer Intensivstation derart stören können, so dass diese Fehlfunktionen lebensbedrohlich werden:

Beatmungsgeräte fielen aus, Infusionspumpen stoppten plötzlich, externe Schrittmacher versagten, Dialysegeräte funktionierten nicht mehr, EKG-Monitore zeigten Rhythmusstörungen an, wo keine waren etc.

Und so ein Teufelszeug sollen wir unseren vierbeinigen Lieblingen unter die Haut implantieren? Ich denke nein! Das geht unseren Lieblingen im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut und uns auch!


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Mittwoch, 21. Januar 2009

Freie Energie?

Gelegentlich besucht mich ein Landwirt von weiterher. Ist er in meiner Nähe, dann schaut er bei mir vorbei. Das letzte Mal ließ er den Kopf hängen. "Was ist dir denn passiert?" fragte ich ihn.

"Ich habe 30.000 EUR in den Sand gesetzt. Meine Frau ist stinksauer!" gab er zu. Dann erzählte er:

Zusammen mit anderen Landwirten sind sie auf einen "Erfinder" hereingefallen, der hatte ihnen versprochen, dass er einen Konverter erfunden hat, mit dem Freie Energie erzeugt werden kann. Aber er brauchte noch Geld, um seine Erfindung auf den Markt zu bringen.

Also gaben ihm die Landwirte Geld, er bastelte dann weiter an seiner Erfindung und er führte ihnen auch was vor. Dann war plötzlich Funkstille. Der Erfinder erfand immer neue Hindernisse und Probleme, dann tauchte er unter und war plötzlich unauffindbar.

"Du, der hat wirklich Strom fließen lassen, über 3.000 Ampere! Er hat das vor uns ausgependelt!"

Mich traf fast der Schlag: "Mit dem Pendel? Wieso habt ihr denn nicht ein geeichtes Messinstrument genommen?"

Keine Antwort! Ich fragte weiter: "Wie dick war denn der Draht, durch den angeblich 3.000 Ampere geflossen sind?"

"Naja, so ein bis zwei Millimeter vielleicht, ein normaler Draht halt."

"Also, wenn da wirklich 3.000 Ampere geflossen sein sollten, dann wäre der Draht sofort explodiert und euch um die Ohren geflogen!" stellte ich fest.

"Wenn ich das nur vorher gewusst hätte ..." meinte er leise.

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Dienstag, 20. Januar 2009

Die Halbwertzeit von Zusagen ...

werden immer kürzer, vor allem dann, wenn die Zusagen von PolitikerInnen stammen. Früher wurde noch eine Schamgrenze von ein paar Jahren eingehalten, bevor sich PoltikerInnen nicht mehr an ihre Zusage erinnern konnten.

Nun hat der Landrat vom Landkreis Ansbach den Vogel abgeschossen: Noch im November 2008 tönte er: "Der Verwaltungsrat und damit der Landkreis Ansbach stehen zum Krankenhaus Feuchtwangen." Und weiter: Der Bestand der Klinik sei "derzeit nicht gefährdet."

Jetzt, ganze zwei Monate später sagt der Landrat dazu gar nichts mehr, dafür verkündet der Klinik-Vorstand Heinrich Prossel das Ende dieses Krankenhauses. Frage: Wer hat Prossel gewählt? Die Feuchtwanger bestimmt nicht! Wozu gab es 2008 eine Landtagswahl, wenn der Landrat das jetzt einfach abnickt?

Und seine Stellvertreter erst: Sein Stellvertreter sagt überhaupt nichts, aber das scheint typisch für ihn zu sein. Als die Ober-Telekomiker verkündeten, dass das Call-Center in Ansbach geschlossen wird, da blieb er stumm wie ein Mönch, der ein Schweigegelübde abgelegt hat. Obwohl: wenn ich richtig informiert bin, ist er Prokurist bei den Telekomikern ...

Kein Wunder, dass die Volksseele immer heftiger kocht! Wenn die WählerInnen im Freistaat Bayern jetzt nicht einmal mehr einem CSU-Landrat glauben können?


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Montag, 19. Januar 2009

Das gibts doch nicht!

Heute hatte ich ein besonderes Exemplar von Mann bei mir, er wollte wissen, wie meine Blogs zustande kommen. Er sagte immer wieder: "Das hast Du dir doch nur ausgedacht, so etwas gibt es im richtigen Leben nicht!"

"Doch das stimmt schon. Nur das Leben schreibt die unwahrscheinlichsten Geschichten!" meinte ich dazu. Es ging einige Zeit hin und her, da schlug ich ihm eine "Wette" vor:

"Ich erzähle dir etwas und Du sagst, ob sich das so zugetragen hat oder nicht." Begeistert schlug er ein. Also fing ich an:

"Glaubst Du, dass es in Deutschland eine Gemeinde gibt, da ist der Bürgermeister so arm, dass er in einem Wohnwagen hausen muss?"

Er überlegte und wollte noch wissen: "Hauptberuflicher oder ehrenamtlicher Bürgermeister?" "Hauptberuflich!"

"Aha! Da sieht man es, dass Du keine Ahnung hast vom Leben! Ein hauptberuflicher Bürgermeister verdient ein paar Tausend EUR im Monat, also kann er doch wohl Miete zahlen!"

"Bist Du sicher?" Er nichte. "Wette verloren!" sagte ich da zu ihm und suchte nach einem Zeitungsartikel: Da stand wirklich etwas über die Gemeinde Dombühl, deren Bürgermeister hat eine teure Scheidung hinter sich und ist ein paar Kilometer weiter nach Schillingsfürst gezogen, in einen Wohnwagen, als Dauercamper. Zum Rathaus fährt er immer mit dem Rad, wenn es nicht allzu kalt ist. Er wirft der Gemeinde vor, dass sie seinen Antrag auf eine höhere Besoldungsgruppe abgelehnt hat und dass er deshalb am Bettelstab geht.

Dann reichte ich ihm den Zeitungsausschnitt. Er las und las, erst grimmig, dann kopfschüttelnd und dann lachte er: "Da hast Du mich ganz schön reingelegt!" und wir lachten beide.


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Sonntag, 18. Januar 2009

Trau keinem Landrat ...

diese Erfahrung haben die BürgerInnen im westlichen Teil des Landkreises Ansbach schon einmal gemacht: Damals war Bayerns flächengrößter Landkreis frisch geschaffen worden und der damalige "Ehnes Schorsch" setzte sich als Landrat ins gemachte Nest. Und damals gab es im idyllischen Schillingsfürst noch ein kleines, aber feines Krankenhaus. Aber das sollte geschlossen werden. Da versprach der Ehnes Schorsch: "Mit der Verbundlösung mit Rothenburg o. d. T. ist das Krankenhaus in Schillingsfürst auf ewige Zeiten gesichert."

Nun, diese Ewigkeit dauerte gerade mal drei Jahre, dann war der Ehnes Schorsch nicht mehr Landrat, den Chefarzt Dr. Gugel gab es auch nicht mehr, die Belegung sank in den Keller und das Krankenhaus wurde dicht gemacht. Naja, Versprechungen von PolitikerInnen, in den Zeitvorgaben wie "ewig" oder "tausendjährig" vorkommen, sollten gerade die Deutschen sehr skeptisch gegenüber stehen ...

Jetzt wiederholt sich die Geschichte: Diesmal ist es Feuchtwangen, die größte Stadt im Landkreis Ansbach. Auch Feuchtwangen hat ein ein kleines, aber feines Krankenhaus. Jedenfalls solange der Chefarzt Dr. Seggelke tätig war. Nun ist dieser Chefarzt leider erkrankt, und er wird auch nicht wieder als Chefarzt tätig sein. Zumal er sowieso bald in den verdienten Ruhestand gegangen wäre.

Für einen Nachfolger haben die Verantwortlichen sich nicht bemüht, auch der derzeit amtierende Landrat nicht. Aber er hat vor der Landtagswahl im letzten Jahr noch groß versprochen, dass das Krankenhaus in Feuchtwangen erhalten bleibt.

Aber kaum ist der Chefarzt ausgefallen, fallen die Hyänen über dieses Krankenhaus her: Es soll geschlossen werden! Die Bevölkerung in Feuchtwangen und Umgebung ist stinksauer! Mit Recht! Ob der derzeitige Landrat sich noch in Feuchtwangen blicken lassen darf?

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Samstag, 17. Januar 2009

Und das soll Luxus sein?

fragte sich diesmal Wolfram Siebeck im vierten Teil seiner Serie "Essen im Osten" (Zeit Magazin Nr. 4 15.1.2009, S. 38). Er "testete" das Kempinski Grand Hotel Heiligendamm. Heiligendamm? Ja, da hat doch unsere Bundeskanzlerin anlässlich eines G8-Gipfels ihre Gäste hingeschleppt. Und damit die vor der unberechenbaren Bevölkerung auch geschützt sind, wurde zum einmaligen Gebrauch für über elf Millionen EUR ein hoher Sicherheitszaun angeschafft, der dann nach dem Gipfel versteigert wurde.

Aber zurück zu Siebeck: Er wollte mittags essen, aber alle Restaurants waren geschlossen. Man schickte ihn zur Hotelbar, da gab es "Mecklenburger", der offenbar beidhändig gegessen wird ...

Siebecks Urteil: "... sehr scharfes Essen (Tütensuppe, Schaschlik mit Kanistersoße, Lammbratwürste) ..."

Er bestellte ein Viertel Wein, der korkelte, immerhin erhielt er Ersatz. Später bestellte er noch ein Viertel, der korkelte wieder, also aus derselben Flasche. Wahrscheinlich schätzt Kempinski seine Gäste für so doof ein, dass sie einen verkorksten Wein nicht wegschütten, sondern für dumme Gäste aufheben.

Am Abend hatte ein Restaurant offen, Siebeck fand eine viel versprechende Speisekarte, allerdings, nur das Dessert fand er vorzüglich, aber alles andere: "Ein ungesalzner Kalbskopf ist halb roh, die Pilze sind so geschmacklos wie der sie umgebende Kartoffelbrei, die Leber ist schlecht pariert und der Dorsch - eine einzige Anklage gegen Köche, die den Wert dieses Fischs nicht kennen."

Das mag ich an Siebeck, kurz und knapp schreibt er, was ihm ge- oder missfällt. Jetzt weiß ich auch, weshalb Frau Merkel auf ihren Zaun bestand, nicht wegen der lästigen Bevölkerung, nein, sie hatte wohl Angst, dass ihre Gäste vor dieser Küche flüchten?!


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Freitag, 16. Januar 2009

Ärger mit der Bahn

Vorgestern beschloss ich, mit der Bahn zu fahren. Aber irgendwie habe ich Pech, die wenigen Male, als ich die Bahn benutzte, gab es Probleme.

Die letzte größere Fahrt machte ich 2007, als mich der Aufbau Verlag zur Buchmesse nach Frankfurt einlud. Die leitende Lektorin Sachbuch wollte mich sprechen. Ich war zwar verdutzt, wieso Sachbuch? Ich hatte ja schließlich mein Manuskript als Schlüsselroman eingereicht.

Eine Freundin, mit der ich in Deutschland das Abitur gemacht hatte, wohnt jetzt in Frankfurt, der erzählte ich das. Ja, sie wollte schon immer auf die Buchmesse, aber nicht an den Publikumstagen, sondern nur an der Fachbesuchertagen, da soll es ja nicht so voll sein.

Just an diesem Tag war Bahnstreik angesagt. Macht nichts, dachte ich mir und füllte meinen Rucksack mit all den Dingen, die ich vielleicht brauchen könnte, wenn der Zug auf weiter Strecke halten muss ... Außerdem habe ich meine bequemsten Boots angezogen, wegen der Lauferei auf der Messe. Und eine warme Jägerweste mit vielen Taschen.

Am Aufbau-Stand trafen dann zwei Welten aufeinander: Die Lektorin im schwarzen Miniröckchen, in einer sehr eng sitzenden Bluse (wie ist dir da reingekommen?) und mit braunen Lederstiefeln, mit Ansätzen für Sporenriemen, aber ein Pferd sah ich nicht. Dann machte sie in Zwangs-Smalltalk. Und ob ich wegen des Bahnstreiks keine Bedenken habe, wieder zu Hause anzukommen.

Nö, wieso denn? Ich habe alles dabei und klopfte auf meinen prallen Rucksack. Ja, und dann legte sie los. Sie wollte mein Manuskript als Biografie veröffentlichen, und sie wollte allen Ernstes Fotos von mir:

Wie ich mit den Wölfen gespielt habe. Von mir als Scharfschützin. Wo die Standorte der russischen Kasernen waren. Usw.

"Gute Frau, zu meiner Zeit in der Steppe, da war das modernste Gerät ein uralter Gabel-Vorderlader, einen Fotoapparat hatte niemand. Wo hätten wir denn die Filme entwickeln sollen?"

Sie murmelte: "Aber einen Foto hat doch jeder ..."

Und das als leitende Lektorin Sachbuch. Kurzum, dieses "Gespräch" hätte ich mir schenken können. Ich verabschiedete mich und winkte meiner Freundin, die an einem anderen Stand gewartet hatte. Die Lektorin wollte wissen, wer das sei. "Eine Freundin, mit der ich zusammen Abitur gemacht habe."

"Wieso haben Sie denn Abitur?"

"Ich habe in Deutschland nicht nur Abitur gemacht, sondern auch studiert und mit Diplom abgeschlossen" setzte ich drauf.

Die Lektorin bekam ganz schmale Lippen. Wahrscheinlich hatte sie sich was Unbedarftes vorgestellt, das sie bei Verhandlungen über den Tisch ziehen konnte. Ist aber nicht!

Ich schaute mich noch auf der Messe um und versuchte dann nach Haus zu kommen. Trotz Bahnstreik. Einfach war es nicht ...

Naja, es kam, wie es kommen musste: Im Mai 2008 meldete der damalige Verleger und Eigentümer des Aufbau Konkurs an. Mensch, habe ich da Glück gehabt ...

Zurück zu gestern: Da ging bei der Bahn rein gar nichts mehr und keiner wusste Bescheid. Angeblich lag die Ursache in einem Bahnrechenzentrum in Berlin, aber der Versorger Vattenfall wiegelte ab: Es gab keinen Netzausfall. Was denn nun? Wahrscheinlich haben die Sparmaßnahmen des Bahnchefs Mehdorn wieder mal hart durchgegriffen und seine Beraterchen haben die normalerweise redundanten Systeme wegrationalisiert. Zuzutrauen ist das diesem Völkchen schon ...

Jedenfalls dauerte es sehr lange, bis ich wieder zu Hause war. Und mein Bär war leider anderswo beschäftigt, er kümmerte sich um eine ältere Dame, für die er Betreuer ist. Sie liegt derzeit im Krankenhaus, was er da schon erlebt hat, das zieht einem die Socken aus. Die Verantwortlichen können sich schon mal warm anziehen. Aber das ist ein anderer Fall ...


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Dienstag, 13. Januar 2009

O Gummibaum, o Gummibaum

Heute abend, ich war gerade mit dem Stall fertig geworden, fuhr ein Auto auf den Hof, Überraschungsbesuch: eine alte Bekannte. Sie war gerade in der Gegend und machte einen Abstecher zu mir. Wir freuten uns beide über das Wiedersehen.

Dann rückte sie mit der Sprache raus: "Du, ich habe von einer Erbtante einen Riesengummibaum geschenkt bekommen, was soll ich damit machen?"

"Wenn der von deiner Erbtante ist, dann musst Du ihn aufstellen ..." schmunzelte ich.

"Das ist ja das Problem, wenn die mich besucht und findet ihren geliebten Gummibaum nicht, dann enterbt die mich glatt" bestätigte sie.

"Sag, raucht dein Mann eigentlich noch?" fragte ich.

"Und wie, aber er darf das nur in seinem Büro, wie er den Miniraum nennt. Wenn ich da mal die Tür aufmache, dann kommen Qualmwolken raus, da meinst Du, bei ihm brennt es."

"Da habe ich eine Lösung: Stell den Gummibaum rein, so ein Gummibaum vernichtet Zigarettenqualm und auch Kohlenmonoxid" riet ich ihr.

"Wirklich? Das habe ich noch nie gehört. Gibt es da noch andere Pflanzen?" fragte sie wissbegierig.

Ja, und dann legte ich los;

Wer Probleme mit Formaldehyd hat, das entströmt manchmal Spanplatten und Farben, da sind der Drachenbaum, die Bergpalme und das Einblatt richtig.

Bei Benzol, kommt in Lösungsmitteln vor, empfehle ich auch Bergpalme und Drachenbaum. Und bei Trichlorethylen, ist in Klebstoffen und Korrekturflüssigkeiten enthalten, nimmst Du Drachenlilie und Einblatt.

"Mensch, das muss ich morgen meinem Chef sagen, in meinem Büro kriege ich öfters Kopfweh, aber nur, wenn die Azubi große Kartons für den Messestand beklebt. Meinst Du, da könnten solche Zimmerpflanzen helfen?" wollte sie wissen.

"Probier es aus, und wenn es nicht hilft, Zimmerpflanzen erhöhen auf jeden Fall die Luftfeuchtigkeit im Zimmer, gerade in der Heizperiode."

"Das ist toll! Ein Besuch bei dir lohnt sich allemal!"

"Na schließlich habe ich in Deutschland Lebensmitteltechnologie studiert und mit einem Diplom abgeschlossen. Da kenne ich mich mit Schadstoffen aus" gab ich zur Antwort.

Sie stutzte, dann fragte sie erstaunt: "Stimmt das wirklich? Die Frau vom Eselheimer Steinestreichler erzählt, Du hättest gar kein Diplom, das hast Du dir nur ausgedacht, sie sagt, Du bist nur eine Asylantin ..."

"Willst Du mein Diplom sehen?" fragte ich sie. Sie nickte. Dann holte ich mein Diplom und und ein Exemplar meiner Diplomarbeit. Ehrfürchtig schaute sie beides an: "Dann bist Du ja eine richtige Diplom-Ingenieurin ..."

"Schon immer gewesen!" lachte ich.

Sie murmelte: "Was diese Eselheimer alles erzählen ... Also ich würde sie wegen Verleumdung anzeigen ..."

Meine Antwort: "Ach was, die machen sich doch immer mehr lächerlich. Das neueste Gerücht ist, dass ich keine Miete bezahle und deshalb wegziehen muss. Naja, ich zahle auch keine Miete, weil der Hof mir gehört. Oder zahlst Du etwa Miete, weil Du in eurem eigenen Haus wohnst?"

"Nee! Aber das mit der Miete habe ich auch schon gehört. Das erzählt der Wirt in Biberbach!"

"Du, diese Leutchen machen sich so was von lächerlich! Oder nimm doch die Steinestreichlers: Eine Kundin war mal bei ihm, da musste sie durch eine Falltür nach unten in den Behandlungsraum, er pendelte und stellte fest, dass ihr Nacken verspannt ist. Was für ein Kunststück? Bei wieviel Frauen über 50 ist der Nacken nicht verspannt?! Das hat sich die Kundin dann auch gedacht und ward nie mehr bei ihm gesehen ..."


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Montag, 12. Januar 2009

Ich brauch mehr Geld

Da gab es doch mal den Song "Boss, ich brauch mehr Geld!" Ob Gerhard Cromme, Aufsichtsratvorsitzender bei Siemens, daran gedacht hat, als er forderte, dass sein Jahresgehalt sich um über 150 % erhöhen soll, genau gesagt von 310.000 EUR auf fast 800.000 EUR.

Wie kommt es zu diesen Summen? Zunächst gibt es einen jährlichen Festbetrag von 50.000 EUR, dann werden pro Sitzung 1.000 EUR draufgelegt. Bisher erhält Cromme als Chefkontrolleur das Doppelte der Bezüge der übrigen Mitglieder, jetzt will er das Dreifache. Und dann natürlich ein flexibler Teil, der vom Konzernerfolg abhängig ist.

Cromme begründet seinen Vorstoß damit, dass die Aufarbeitung der Schmiergeldskandale sehr aufwändig gewesen sei, also mit viel Arbeit verbunden.

Dabei sollte Cromme in diesem Punkt vorsichtig sein, da hat doch Albrecht Schäfer, langjähriger Chefjurist bei Siemens, gegenüber dem Spiegel erklärt, dass er bereits 2006 die Verantwortlichen auf systematische Zahlungen hingewiesen habe. Und die Reaktion von Siemens: Trennung von Schäfer.

In einer Zeit, in der viele Arbeitnehmer die Gürtel enger schnallen oder gar um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen, ist eine solche Gehaltserhöhung richtig geschmacklos, hier zeigt sich wieder einmal, dass gewisse Manager das Augenmaß verloren haben. Dies gilt auch für den Vorstandschef Peter Löscher, der in diesem Jahr 7,3 Millionen EUR Barbezüge bekommt, sein Vorgänger Klaus Kleinfeld erhielt "nur" 3,2 Millionen EUR.

Und was hat Löscher geleistet? Den Skandal um die "Gewerkschaft" AUB hat er nicht aus der Welt geschafft, da ist es intern bei Siemens ziemlich still geworden. Und was hat er aus dem Unternehmensbereich COM gemacht, einfach zerschlagen. Und beim Bereich Medizintechnik, da hat er sich einen Manager aus den USA geholt, der nicht einmal ein Jahr ausgehalten und dann das Handtuch geworfen hat. Sehen so die "Erfolge" eines Top-Managers aus?

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Sonntag, 11. Januar 2009

Sie haben gewonnen!

Immer wenn ich in der Gegend bin, wo eine Altbäuerin wohnt, schaue ich kurz vorbei. Ihr Sohn und sie haben schon lange das Vieh verkauft, weil sie das nicht mehr schafft. Es ist immer eine schöne Gelegenheit zum Plaudern. Ich mag alte Leute, manche rümpfen zwar die Nase, aber ich schätze die Lebenserfahrung und Menschenkenntnis der Alten. Das war schon in der Steppe so.

Einmal zeigte sie mir freudig einen Brief, da stand drin, dass sie 5.000 EUR gewonnen habe. "Wenn das stimmt, das wäre schön. Das gebe ich dann meiner Enkelin, sie ist schwanger, ich werde bald Uroma. Und die Jungen können das brauchen, ihr Mann ist ja noch vor Weihnachten gekündigt worden. So eine Gemeinheit, hätten die nicht bis nach Weihnachten warten können. Und als die Merkel im Fernsehen war, habe ich gleich ausgemacht. Die hat gut reden!" Dann fragte sie mich: "Meinst Du, das stimmt?"

"Hast Du denn an einem Preisausschreiben oder Gewinnspiel mitgemacht?", fragte ich. Sie verneinte. "Dann ist das bestimmt nur eine Masche, um Leute zu überreden, was zu kaufen, das viel zu teuer ist."

Zwei Wochen später war ich wieder bei ihr, da hatte sie wieder einen Brief bekommen. Da wurde gefragt, warum sie ihren Gewinn noch nicht abgeholt hat. Wenn sie jetzt nicht kommt, würde der Gewinn verfallen. Da sah ich mir den Brief genauer an. Da stand wirklich der Name der Altbäuerin unter "Gewinner" und unter dem Namen ganz klitzeklein, so dass es kaum zu lesen war, "nominiert". Ich zeigte ihr das, sie holte ihre Brille, da konnte sie es selbst lesen.

"Was soll das bedeuten?" fragte sie mich.

"Dass Du als Gewinner vorgesehen bist, aber Du hast nicht gewonnen. Es steht auch nicht dabei, wieviele Gewinner nominiert sind. Das ist bestimmt ein faules Ei", erklärte ich ihr.

"Aber da steht, dass sie mich kostenlos mit einem Bus zu der Verlosung bringen, die findet in einer Wirtschaft statt", wandte sie ein.

"Du, das ist bestimmt eine ganz blöde Kaffeefahrt", sagte ich ihr.

"Verlieren kann ich ja nichts, vielleicht habe ich doch gewonnen und wenn nicht, war ich mal woanders", meinte sie.

Heute vormittag hat sie mich angerufen: "Du hast Recht gehabt, das mit dem Gewinn war alles erstunken und erlogen. Die wollten mir irgendwelche Medikamente andrehen, einen halben Zentner voll, dafür hätte ich über 1.000 EUR zahlen sollen. Der freche Kerl war so was von aufdringlich!"

"Und dann?"

"Da stürmten plötzlich Polizisten in den Saal und nahmen den Verkäufer fest, der muss schon öfter so etwas gemacht haben", erzählte sie.

"Dann hast Du noch mal Glück gehabt", meinte ich, "das nächste Mal fällst Du bestimmt nicht mehr auf diese Bauernfängerei rein."

Das bestätigte sie. Und ich wunderte mich wieder einmal, wie leichtgläubig manche Menschen sind.


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Samstag, 10. Januar 2009

Nacktbilder

Heute rief eine Freundin aus der Oberpfalz an, sie macht sich Sorgen um ihre Tochter: "Du, mit meiner Tochter stimmt was nicht. Sie sitzt kaum noch am Computer, chattet nicht mehr, und ihr Handy fasst sie auch nicht mehr an. Das war doch sonst ihr Heiligtum. Kannst Du nicht mal mit ihr reden?"

Ich erinnere mich. Im Sommer waren Mutter und Tochter mal bei mir auf dem Hof. An diesem Abend fand wieder unser Vollmondfeuer statt. Es kamen noch andere Besucher, es wurde ein schöner und lustiger Abend. Wir saßen auf unseren Strohballen um das Feuer und unterhielten uns. Da setzte sich die Tochter plötzlich neben mich und ergriff meine Hand. Ich spürte, dass sie was bedrückte.

Dann fing sie an zu weinen, ich umarmte sie und ließ die Tränen laufen. Dann fragte sie mich, ob ich schweigen könne. "Natürlich! Komm, wir gehen in mein Blumenzimmer". Ich sagte der Mutter, dass ich ihrer Tochter was zeigen wolle, wir kämen gleich wieder.

Kaum waren wir im Haus, da brach es aus ihr heraus. Sie hatte Sex gehabt mit ihrem Freund, ungeschützt. Später hat sie erfahren, dass der junge Mann noch mit einer anderen Freundin Sex hatte, und dieses Mädchen ist drogensüchtig und hängt an der Nadel. Naja, da habe ich ihr verklickert, wie das mit dem HIV-Test läuft und sie dazu gebracht, dass sie ihre Mutter einweiht. Ihren Vater nicht. "Der schlägt mich tot, wenn der das erfährt!", sagte sie weinend.

Dann ließ ich sie allein und holte ihre Mutter. Auf dem Weg ins Haus erzählte ich ihr, was mir ihre Tochter gebeichtet hatte. Bevor sie aufbrausen wollte, sagte ich: "Es geht jetzt allein um deine Tochter, jetzt Vorwürfe zu machen, dazu ist es zu spät!"

Es wurde ein sehr intensives Gespräch, ich musste immer wieder eingreifen, aber letztendlich umarmten sich Mutter und Tochter. Sie machten sich dann auf den langen Heimweg. Wochen später rief mich die Tochter an, dass der HIV-Test negativ war und dass sie ihren "Freund" in die Wüste geschickt hat und dass sie jetzt besser aufpasst und immer Kondome nimmt.

Tja, die Mutter meinte nun, ich hätte einen guten Draht zu ihrer Tochter. Also rief ich ihre Tochter an. Ich merkte gleich, dass ihre Stimme anders war als sonst. Mir war klar, dass sie was Schlimmes bedrückte. Nach einigem Hin und Her kam es raus:

Sie hatte immer wieder mit einem Jungen gechattet, den sie sehr nett fand. Der hatte mit ihr eine Wette gemacht: Es ging darum, ob sie sich traut, ihm ein Foto von ihrem nackten Busen zu machen. Er würde das geil finden. Naja, nach einigem Hin und Her fotografierte sie mit ihrem Handy sich selbst mit nacktem Busen. Sie fand das seltsamerweise auch geil, weil sie sich vorstellte, wie der Junge ihren nackten Busen anschaut. Dann folgten noch andere Nacktbilder.

Plötzlich schrieb der Junge, er werde diese Fotos ins Netz stellen, wenn sie sich nicht mit ihm treffen werde. Sie war sehr erschrocken, verständlich. "Was soll ich bloß machen?" fragte sie mich leise.

Wie sie das erzählte, erinnerte ich mich, dass letzte Woche in der Presse dazu was stand und sagte ihr: "Da war in der Zeitung zu lesen: Ein Pädophiler aus Viersen hat sich als junger Schüler aus Augsburg ausgegeben und junge Mädchen angebaggert, dass sie Nacktfotos von sich schickten. Habt ihr das auch gelesen?"

"Wir haben keine Zeitung mehr, seit mein Vater von der Zeitarbeitsfirma gekündigt wurde", antwortete sie und fuhr fort "Aber mein Typ war auch aus Augsburg."

Ich riet ihr: "Am besten, Du meldest dich bei der Polizei, soviel ich weiß, haben sie den schon verhaftet. Vielleicht ist das dein Typ, dann brauchst Du nichts mehr zu befürchten. Aber Du musst mit deiner Mutter reden!"

"Kannst Du das nicht machen?" fragte sie leise. Nun, ich habe dann lange mit ihrer Mutter geredet. Wie immer wollte sie erst aufbrausen, ich konnte sie beruhigen. Sie wollte aber ihre Tochter unbedingt bestrafen. Ich war anderer Meinung: "Was glaubst Du, sie ist kuriert. Das war schon Strafe genug! So etwas passiert ihr bestimmt nicht mehr!" Und dann erzählte ich ihr die Geschichte mit dem Profil-Handel und schloss: "Siehst, auf diese Internet-Chats und Communities fallen auch Frauen in deinem Alter rein."

Dann war auch die Mutter ruhig und sie wollten gleich am Montag zusammen zur Polizei gehen.


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Freitag, 9. Januar 2009

WARNUNG: Übler Telefonspam!

Wer Anrufe aus Österreich erhält und zwar mit der Nummer 0043 21732040, sollte wissen, dass sich dahinter eine Firma "BETTER WIN 24 Ltd." verbirgt. Der Anruf selbst kommt aus Gols im Burgenland. Die "Firma" aber "residiert" in Berlin:

Better Win 24 Ltd.
Schonensche Straße 1
D-10439 Berlin
Tel. 0180-5238946
Fax 030-43659333

Registriert ist diese "Firma" in Malta:

Better Win 24 Ltd.
Level 5 , The Mall Complex, The Mall
Floriana VLT 16 , Malta
Limited Liability Company
registered in Malta
Registration No C 37968

Im Berliner Handelsregister finden sich keine Hinweise. In der Registrierung von Malta gibt es keinen Geschäftsführer. Eine Verknüpfung von "Limited" und "Limited Liability Company" ist auf jeden Fall unüblich. Meines Erachtens stinkt das ganz gewaltig.

Es meldeten sich Leute, bei denen der Anruf aus Österreich kam und der Anrufbeantworter sich meldete. Danach bekamen diese armen Menschen eine Auftragsbestätigung für die Teilnahme eines Gewinnspiels mit Kosten von 60 EUR je Monat. Die Zusage hat wohl der Anrufbeantworter gegeben ...

Aber noch schlimmer: Angeblich wurde bei diesem "Gespräch" auch die Bankverbindung angegeben. Offensichtlich ist diese "Firma" im Besitz einer illegalen DVD, auf der Adressen und Bankverbindungen gespeichert sind. So was geistert ja derzeit durchs Internet.

Wir erleben wohl jetzt einen Datenklau-GAU von unvorstellbarem Ausmaß. Auch das ist eine Folge der globalen Gier! Wieso wurden in der Vergangenheit Erfassungs- und Buchhaltungsarbeiten in Länder ausgegliedert, die so gut wie keinen Datenschutz kennen? Und wieso schreitet die Staatsanwaltschaft Berlin nicht gegen Betterwin in Berlin ein?!

Fragen über Fragen!


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Mittwoch, 7. Januar 2009

Schuss nach hinten?

Als gestern mein Bär nach Hause kam, was sah er? Ein Hund lief vom Dorf in Richtung meines Hofes, eifrig schnuppernd, die Nase dicht am Boden. Ein kleiner Münsterländer, sah noch sehr jung aus. Kurz nach dem Hund fuhr er auf den Hof. Mein Bär stieg aus dem Auto, der Hund lief freudig wedelnd zu ihm und beschnupperte ihn. Da sah er, dass es eine Hündin war. Er streichelte sie, sie war sehr zutraulich, noch so richtig arglos, eben wie eine junge Hündin.

Wo kam diese Hündin her? Münsterländer werden auch zum Jagen eingesetzt. Also kamen nicht viele Familien im Dorf in Frage. Ihm war schon aufgefallen, dass beim Dorfeingang eine junge Frau auf ihrem Grundstück umherguckte, so als ob sie etwas suchte.

Ich kam dann auch aus dem Haus und die Hündin lief wedelnd auf mich zu. Ich lobte sie: "Du bist aber eine feine Maus!" Die Hündin wanzte sich an mich an und wollte dann mit mir ins Haus. Das geht aber nicht, denn die "Hüterin des Hauses" ist Riffel.

Da hörten wir eine Frauenstimme in höchsten Tönen gilfen: "Cora!" erschallte es immer wieder. In der kalten Luft hört man ja Stimmen besonders weit. Wir schauten in die Richtung, woher das Geschrei kam. Ja, da stand eine junge Frau und fuchtelte wild mit den Armen. Und immer wieder rief sie nach Cora. Offensichtlich war das ihre Hündin. Aber Cora machte zunächst keine Anstalten, zu ihrem Menschen zurückzukehren. Bei uns gefiel es ihr anscheinend viel besser.

Aber es half nichts, ich sagte zur der Kleinen: "Hör mal, dein Mensch ruft dich, Du musst jetzt gehen." Betrübt sah sie mich an und trottete langsam los, ein paar Mal schaute sie sich nach uns um.

Als die sie bei ihrem Menschen angekommen war, hörten wir lautes Geschimpfe und später Gejaule. Ich rate Menschen, denen der Hund ausgebüchst ist, immer wieder, den Hund ja nicht zu bestrafen, wenn er zurückkommt, sondern zu loben. Wenn ein Hund wiederkommt und dann bestraft wird, denkt er logischerweise, dass er für das Zurückkommen bestraft wird.

Dann fiel mir ein, dass ein Bauer im Dorf mich vor einigen Tagen gewarnt hatte: "Du, pass bloß auf deinen Hund auf! Die haben wieder was vor!" Ich habe ihn nicht gefragt, wer "die" sind und was sie vorhaben. Ich habe es gelassen, weil ich sowieso keine Antwort bekommen hätte. Aber ich war froh über diese Warnung.

Ich hatte mich schon die ganze Zeit über einen aasähnlichen Geruch gewundert, der in der Luft lag. Ein totes Tier hätte ich bei dieser Kälte nicht so leicht riechen können. Aber mein Geruchssinn ist noch nicht durch diese Zivilisation verkümmert. In der Steppe war meine feine Nase sozusagen meine Lebensversicherung.

Sollte nun wirklich jemand eine Spur gelegt haben, um meine Hündin vom Hof zu locken, dann ging der Schuss nach hinten los!


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Dienstag, 6. Januar 2009

In Memoriam Adolf Merckle

Gestern habe ich darüber geschrieben, dass wegen der weltweiten Finanzkrise auch die Superreichen Federn lassen mussten. Dabei habe ich auch Adolf Merckle genannt. Wie heute über die Presseticker lief, war Merckle zu diesem Zeitpunkt schon tot.

Als ich heute im Radio die Meldung hörte, lief ich gleich in die Küche, mein Bär war am Brutzeln. Er hatte Merckle persönlich kennengelernt, da war mein Bär Prokurist in einem medizinischen Fachverlag. Er hat mir erzählt, dass Merckle ein typischer schwäbischer Unternehmer war. Und er hat ihn bewundert.

Merckle übernahm von seinem Vater eine kleine Arzneimittelhandlung und machte daraus den Pharmahersteller Merckle. Dann war er einer der ersten, die Generica herstellten. Mein Bär kann sich noch gut erinnern, als Ratiopharm auf einem Firmengelände bei Neu-Ulm entstand. Damals war Merckle als sehr sparsam bekannt. Als Chef fuhr immer noch seinen alten VW-Käfer, sehr zum Leidwesen seiner Abteilungsleiter. Die getrauten sich nämlich nicht, etwas Größeres als einen Audi 80 für sich als Dienstwagen zu bestellen.

Als einmal ein sehr erfolgreicher Pharmareferent seine üppige Provision in einen Porsche anlegte und damit auf den Firmenparkplatz kurvte, kritisierten ihn einige Abteilungsleiter. Das ginge doch nicht, wenn der Chef einen Käfer fahre! Merckle bekam das mit und lächelte: Wenn er für viel Umsatz sorgt, darf er ruhig Porsche fahren ...

Als im November letzten Jahres die Meldung durch die Presse ging, dass Merckle sich verspekuliert hatte, war mein Bär erschüttert. Das passte so gar nicht zum Bild des Adolf Merckle, wie er ihn in Erinnerung hatte.

Vielleicht hat Merckle erkannt, dass er sich meilenweit von seinen früheren Idealen entfernt hatte und die Konsequenz gezogen. Vielleicht war auch sein Stolz verletzt. Die Gläubigerbanken haben ihn ja bedrängt, Ratiopharm zu verkaufen; die Geier aus Frankreich und Israel warteten ja schon. Aber an Ratiopharm hing Merckle sehr, das war für ihn wie ein Kind. Ratiopharm wollte er unbedingt be- und erhalten.

Wieder einmal ist ein erfolgreicher Mensch Opfer seiner eigenen Gier geworden. Wie schnell kann es gehen. dass aus einem sehr erfolgreichen Unternehmer ein verzweifelter Mensch wird, der nur im Freitod einen Ausweg sieht. Mein Mitgefühl gilt der Familie, seinen Söhnen und Enkeln. Mögen sie ihren Vater und Großvater stets in Ehren halten, ganz gleich was andere über ihn denken und schreiben!

Hierzulande gilt Suizid als etwas Verwerfliches, ich sehe das nicht so. Selbst im Alten Testament gibt es Selbstmörder, die in der jüdischen Religion hoch geachtet werden, denken wir an König Saul, der sich selbst ins Schwert stürzte, als er im Kampf verloren hatte. Jeder Mensch sollte selbst entscheiden dürfen, was er mit seinem Leben macht.

Es gibt hier Dörfer, da gehört Koma-Saufen zum "guten Ton". Dabei ist Alkoholmissbrauch erwiesenermaßen ein Selbstmord auf Raten. Aber am Saufen verdienen Brauereien und Gastwirte ...


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Montag, 5. Januar 2009

Arme Reiche?

Auch wenn der DAX heute zum Jahresauftakt die 5000-er Marke wieder übersprungen hat, im letzten Jahr mussten viele Superreiche wegen ihrer maßlosen Gier Federn lassen, durchschnittlich 30 % ihres Vermögens löste sich in Luft auf, so Joachim Paul Schäfer, Vermögensbetreuer für Reiche.

Und bei der Familie Quandt sank der Wert ihrer Aktienpakete um die Hälfte, auch bei Frau Kladden. Und die Arme musste ja noch Millionen an ihren Gigolo zahlen, der sie an einer Wellness-Bar angebaggert hatte. Sein Kumpel hat dann Aufnahmen von den beiden gemacht und Frau Kladden wurde erpresst ...

Oder Herr Merckle aus Blaubeuren, der sich bei VW-Aktien verzockt hatte. Er hat dann einfach gedroht, mit all seinen Firmen Konkurs anzumelden, da haben dann 30 Banken ihm finanziell geholfen, gezwungenermaßen.

Aber ein Trost bleibt diesen Superreichen: Trotz Milliardenverlusten müssen sie sich nicht um eine Audienz bei König Hartz dem Vierten bemühen ...

Weitere Infos ...


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Sonntag, 4. Januar 2009

Heilen Heiler?

Letzte Woche war ich weiter unterwegs, da fiel mir ein, ich könnte ja bei einer Freundin vorbeischauen, in ihrem Hexenladen. Sie hat dort aber auch Bücher. Da stand eins im Regal, Titel: Heilen "Heiler"?

"Das ist was für dich", hat sie gemeint und geschmunzelt. Ich blätterte und stieß auf eine Stelle, da nannte der Autor die "Heiler-Szene" als "von innen her verfault". Ziemlich heftig, aber im Prinzip hat er ja Recht.

Also blätterte ich weiter und wurde fündig: "Reiki, Prana-Heilen und Neoschamanismus haben sich dabei als die ärgsten Nägel im Sarg des traditionellen Heilers erwiesen." Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich das Buch gekauft.

Wie es der "Zufall" so will, kam eine professionelle Kartenlegerin in den Laden, wir kamen ins Gespräch, sie sah das von mir gekaufte Buch und fing zu schimpfen an, das sei bestimmt wieder so ein Scheiß, der das Geschäft kaputt reden will.

Da wollte ich von ihr wissen, wie sie es macht, wenn sie mal nicht so gut drauf ist, ob sie dann ihre Kunden nach Hause schickt. Ich weiß nämlich, dass ein Mensch nicht acht Stunden täglich am Stück Karten legen kann.

Sie meinte, ihr fiele dann schon was ein, was sie den Kunden dann erzählt. Wichtig ist doch nur, dass die Kunden immer wieder kommen.

Naja, ich bin da anderer Meinung, habe aber mein Buch geschnappt und bin kopfschüttelnd gegangen.


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Samstag, 3. Januar 2009

Seltsame Kunden

Heute rief mich eine Frau an, es stellte sich heraus, dass sie die Tochter eines Mannes ist, der vor einigen Monaten zusammen mit seiner frisch verheirateten Frau bei mir war. Wegen Potenzproblemen. Er hatte auch gefragt, ob er seine Frau mitbringen darf. Klar! Ich bin immer dafür, wenn beide bei diesen "Behandlungen" dabei sind.

Als sie kamen, hat Riffel die Frau angeknurrt, das macht sie sonst nie. Später wusste ich warum. Wir haben uns draußen in den Schatten gesetzt, weil es so schön war. Dann habe ich die beiden befragt.

Die Frau, über 60, sagte, sie wolle ein Kind von ihrem frisch angetrauten Mann, er Mitte 60. Ich sagte ihr, das hätte sie sich früher überlegen sollen. Er: "Siehst Du, das habe ich dir gleich gesagt!"

Naja, dann begann ich mit der Diagnose, stellte bei ihm Probleme mit der Bandscheibe fest, Nervenschädigungen und Diabetes. Ich fragte ihn, ob er was gegen den Diabetes mache.

Er: "Ich hab doch nur ein bisschen Zucker."

Ich: "Ein bisschen Zucker ist nicht, eine Frau ist ja auch nicht ein bisschen schwanger!"

Sie hat schon die ganze Zeit böse geguckt, und dann angefangen, in Spanisch was zu murmeln. Nun verstehe ich etwas Spanisch und die Wortfetzen klangen irgendwie biblisch. Ich rief meinen Bären, übersetzte ihm die Wortfetzen, er erkannte gleich darin Bruchstücke aus den sog. "Fluchpsalmen".

Ich erstaunt: "Fluchpsalmen?"

Er nickte sorgenvoll. Dann fragte ich den Mann nach seiner Frau, wo er sie kennengelernt habe. In Südamerika, sie sei sehr gläubig und gehöre einer evangelischen Gemeinde an und er solle auch beitreten.

Dann stand seine Frau plötzlich wie eine Furie auf, verzerrte ihr Gesicht zu einer hässlichen Fratze und beschimpfte mich als "Zauberin", die bald in die Hölle fahren werde. Ich habe dann dem Mann gesagt, dass es besser ist, wenn sie den Hof verlassen. Er hat mich mit seinen Dackelaugen traurig angeschaut, sorgenvoll genickt und seine Frau am Arm genommen und ist mit ihr weggefahren. Ich habe dann nichts mehr von den beiden gehört bis heute.

Die Tochter erzählte mir, dass ihr Vater Hals über Kopf mit seiner neuen Frau nach Paraquay abgereist sei, dort sei er unter merkwürdigen Umständen verstorben.

Die Tochter hatte in seinem Terminkalender meine Nummer gefunden. Kurz vor seinem Tod hat er sein Testament zu Gunsten einer evangelischen Sekte geändert und sie als Alleinerbin eingetragen ...


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Freitag, 2. Januar 2009

Wucherzinsen

Heute abend, es war schon dunkel, da schellte es Sturm an meiner Haustür. Ich war gerade im Stall fertig geworden. Ich öffnete, eine gute Bekannte stand vor der Tür. Aber wie sah sie aus! Tränen liefen ihr übers Gesicht, sie schluchzte und fiel mir in die Arme. "Es ist so furchtbar!" weinte sie.

Ich bugsierte sie erstmal ins Haus, platzierte sie in einen bequemen Sessel und ließ die Tränen laufen. Dann machte ich ihr einen guten Tee. Die Frau wurde ruhiger und begann zu erzählen, von Tränenfluten unterbrochen:

Ihrem Mann war pünktlich zum Jahresende von seiner Zeitarbeitsfirma gekündigt worden. Er hatte zuletzt bei einem Autozulieferer gearbeitet, der brauchte die Zeitarbeiter nicht mehr, und die Zeitarbeitsfirma hatte keine andere Arbeit für ihn, also wurde er entlassen. Die nächsten Monate bekommt er Arbeitslosengeld und dann droht König Hartz der Vierte ...

"Er schämt sich deshalb und jedes Jahr fährt er mit seinen Kumpels in den Skiurlaub, aber ich habe ihm gesagt, dass wir sparen müssen!" schluchzte sie.

"Richtig!" stimmte ich ihr zu, "ihr müsst jetzt sparen, wer weiß, was dieses Jahr noch bringt! Und schämen muss er sich überhaupt nicht, schämen müssen sich die politischen Entscheider, die es so weit gebracht haben. Da wurde immer der zügellose freie Markt gepredigt, jetzt haben wir den Salat!"

Sie: "Und stell dir vor, er wollte den Goldschmuck haben, den ich von meiner Oma geerbt habe! Er will damit ins Pfandhaus fahren, damit er mit seinen Kumpels Ski laufen kann! Du, ich kann nicht mehr!"

Ich: "Das gibt es doch nicht!"

Sie: "Ich habe mich geweigert, den Schmuck rauszurücken. Da hat er zu saufen angefangen. Und wie er richtig besoffen war, fing er an zu toben! Er wollte unbedingt den Schmuck haben ..."

Ich: "Und was dann?"

Sie: "Ich habe ihm gesagt, dass der Schmuck im Schließfach liegt. Da wollte er den Schlüssel und morgen zur Bank. Er rollte mit den Augen und ballte die Fäuste, wie ein Verrückter. So habe ich ihn noch nie gesehen, ich habe Angst vor ihm!"

Ich: "Also, morgen ist Samstag, da hat die Bank nicht auf! Und den Schmuck ins Pfandhaus bringen, das ist kompletter Wahnsinn. Da kann er gleich den Schmuck zum Fenster raus werfen, die verlangen ja bis 50 % Zinsen."

Sie: "Was? Soviel?"

Dann rechnete ich ihr vor, wie das bei Pfandhäusern so läuft: Das Pfandhaus schätzt den Schmuck, wenn der Kunde Glück hat, dann kriegt er mal 75 % des eigentlichen Wertes. Der Pfandkredit läuft meistens drei Monate. Aber dafür werden noch extra Gebühren fällig: für die Einlagerung, für die Kreditabwicklung, für die Versicherung. Meistens drei Prozent pro Monat. Das steht alles in der "Verordnung über den Geschäftsbetrieb der gewerblichen Pfandleiher" Die muss öffentlich im Pfandhaus aushängen.

Sie: "Aber er hat mir gesagt, die verlangen bloß ein Prozent Zinsen?!"

Ich: "Ja, pro Monat! Das hört sich wenig an, aber wenn Du das aufs Jahr umrechnest, sind das 12 %. Und wenn Du die drei Prozent dazurechnest, dann hast Du vier Prozent Zinsen im Monat, das sind 48 % Zinsen im Jahr!"

Sie erschrak: "Aber das ist doch fast die Hälfte! Das ist gemein so was!"

Ich: "Ist es auch. Immer wenn es den Armen schlecht geht, dann gibt es fiese Gestalten, die dann den Armen das bisschen, was sie noch haben, auch noch wegnehmen. Und das ganz legal!"

"Pfandhäuser sind wirklich nur was für den absoluten Notfall! Und ein Skiurlaub ist kein Notfall!" fügte ich bissig hinzu.

Sie: "Was soll ich bloß machen?"

Ich: "Geh zu deiner Mutter und übernachte dort. Morgen rufst Du bei deinem Mann an. Spinnt er immer noch rum, ziehst Du aus. Mit so einem Mann kannst Du nicht zusammen bleiben, der verkauft dein letztes Hemd. Es gibt so blöde Leute, die lassen sich von anderen einreden, das Arbeitslosigkeit eine Schande ist. Das haben schon die alten Römer so gehandhabt: Divide et impera, teile und herrsche! So hieß das bei denen. Will heißen, hetze die Bevölkerung gegeneinander auf, dann kannst Du ruhig regieren. Und so wird das jetzt auch praktiziert."

Sie hatte mir zugehört und war ruhiger geworden: "Er hat mir erzählt, dass ein Kumpel gesagt hat, dass er diesmal nicht mitfährt, er habe das Geld nicht. Dabei ist das ein Bauer, der nebenbei auf Arbeit geht?!"

Ich antwortete: "Das kann ich gut verstehen. Dieses Jahr war nicht gut für die meisten Bauern. Da haben sie ihr Getreide eingelagert, weil sie meinten, dass vor Weihnachten der Preis steigt. Aber genau das Gegenteil ist eingetreten, das Getreide ist spottbillig geworden."

Sie war still geworden, dann fragte sie: "Kann ich meine Mutter anrufen?" Ich nickte und ging solange raus und sie telefonierte. Dann kam sie zu mir, wir umarmten uns und ich brachte sie zur Tür.


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Donnerstag, 1. Januar 2009

Nachtrag: Feuerwerk

Gestern hatte ich von meinem erhöhten Einzelhof einen richtigen Logenplatz, vom dem aus ich die Minifeuerwerke im tiefer gelegenen Dorf gut beobachten konnte.

Von den Chinesen kannte ich ja schon die roten Mini-Fessel-Ballons aus Papier, die nach unten offen sind. Da wird ein brennendes Licht reingestellt und sobald die Luft genug erwärmt ist, können diese Ballons losgelassen werden, sie steigen ziemlich hoch. Es muss nur darauf geachtet werden, dass die Ballons genau waagrecht gehalten werden.

Das hatten offenbar einige im Dorf nicht gewusst. Denn plötzlich gab es ein Riesengeschrei, das bis zu mir zu hören war. Ein Ballon hatte Schieflage bekommen und fing zu brennen an. Die brennenden Fetzen sanken mitten im Dorf auf die Dächer. Zudem war auch leichter Ostwind. Jedenfalls wurden dann von der Dorfmitte aus keine solchen Ballons mehr gestartet, sondern nur noch vom Rand des Dorfes. Für Chinesen galt dies stets als ein sehr schlechtes Omen.

Mein Bär und ich sahen beim Betrachten der bunten Figuren und des Qualmes, in das fast das gesamte Dorf eingehüllt war, wie jedes Jahr "Bilder". Die meisten stimmten uns traurig: Sie kündigen schwere Krankheiten an und auch sonst wenig glückliche Zeichen für manche Menschen im Dorf. So etwas macht mich stets traurig. Ich wünsche den Betroffenen, dass sie sich noch bessern und einen anderen Pfad einschlagen, auf dass der Kelch an ihnen vorübergehe. Aber das liegt nicht in meinem Ermessen ...


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