Da wollte mich heute eine junge Frau besuchen. Also fragte sie ihren Navigator nach Windsbach. Das kannte dieses Ding. Ich wohne aber auf einem Einzelhof - weit genug vom nächsten Dorf entfernt. Trotzdem habe ich die Hausnummer 29.
In den 1970-er Jahren gab es eine Gemeindereform: bisher hatte dieses Dorf einen eigenen Bürgermeister, er “residierte” im Dorf mit der Hausnummer 29. Und damals wohnte der Vorbesitzer meines Hofes unter der Hausnummer 28. Nach der vollzogenen Gemeindereform gab es keinen Bürgermeister mehr. Und er bekam eine neue Hausnummer, die 28. Und mein Hof die Nummer 29.
Dann starb der frühere Bürgermeister, die Witwe nannte sich seitdem “Altbürgermeisterwitwe”. Und sie bestand auf ihrer alten Hausnummer - der 29. Aber die hatte ja ich!
Also war die Hausnummer 29 doppelt vergeben, die Nummer 28 gab es nicht mehr, darauf bestand diese Altbürgermeisterinwite.
Ich merkte, dass da etwas nicht stimmte, als ich meinen Hof bei der Landesbrandversicherung versichern wollte. Ich gab bei der Adresse meine Hausnummer 29 an. Dann kam die Police. Und was stand da? Die 28!
Ich führte ein längeres Telefonat mit der Hauptstelle in München. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass im Computer bereits mit der Nummer 29 ein Anwesen eingetragen ist. “Unser Computer lässt es nicht zu, dass die 29 doppelt eingetragen wird!”
Ich bestand auf der richtigen Hausnummer 29, so war sie ja auch beim Finanzamt und beim Katasteramt eingetragen. Dann ließ sich offensichtlich der Münchner Computer überreden. für mein Anwesen die Hausnummer 29 zu akzeptieren. Und in der Landesbrandversicherung wurde dann das Haus der “Altbürgermeisterwitwe” mit der Hausnummer 28 geführt.
Ich sprach sie an und erzählte ihr das. Sie wurde böse: “Das ist nicht richtig! Ich habe immer die Nummer 29 gehabt!” Ich ließ sie kopfschüttelnd stehen.
Und heute fragte die junge Frau, die mich besuchen wollte, im Dorf nach mir und wo ich wohne. Ausgerechnet bei der “Altbürgermeisterwitwe” klingelte sie.
“Da draußen!” Und die Altbürgermeisterin zeigte nach Südwesten. Und fügte hinzu: “Das ist eine böse Frau! Die hat meine Hausnummer geklaut!” Und schlug die Haustür vor ihr zu.
Als die junge Frau meinen Hof doch noch gefunden hatte, erzählte sie mir diese Episode. Wir lachten zusammen. Über so viel Borniertheit! Sie hatte ja nur dreißig Jahre Zeit, sich an ihre neue Hausnummer zu gewöhnen - das ist offensichtlich nicht lange genug ...
Ich habe gar nicht gewusst - und auch nicht geahnt, dass ich die Schamanin bin, die Hausnummern klaut!
Und im Toilettenwagen einbricht. Hoffen wir nur, dass das Wirtshaus nie verschwindet, sonst habe ich das auch noch “geklaut”.
Hochgeladen von weissfirst1 am 30.07.2009
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