Wer ist ABDA? Das steht für "Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker". Mitglieder sind alle Landesapothekerkammern und alle Landesapothekerverbände. Und die ABDA scheint auch freiberufliche Berater resp. Lobbyisten zu beschäftigen.
Derzeit wird ja ein Spionagefall hochgekocht. Ausgelöst hat ihn die Süddeutsche mit einem Vorabbericht. Auf diesen Zug sprang gleich BILD auf und meldet, dass der Gesundheitsminister "sauer" ist. Ja, er habe "getobt"!
Quelle: BILD Minister Bahr: "Ich bin stinksauer!": Der Mitarbeiter, der über die IT-Firma im Ministerium zur „Datenpflege“ tätig war, soll demnach regelmäßig Mails, Beschlüsse, Gesetzesentwürfe und andere geheime Daten übermittelt und dafür Geld kassiert haben.
Das Handelsblatt meldete, dass dieser IT-Mensch mit einem Lobbyisten der Apotheken zusammengearbeitet hat.
Quelle: Handelsblatt Angeblicher Apotheken-Spion im Gesundheitsministerium
Da steht doch die Frage im Raum: Wer hat diesen Lobbyisten beauftragt, wer hat ihn bezahlt? Umsonst arbeiten Lobbyisten nämlich nicht!
Der Tagesspiegel schreibt: Laut [Berliner] Staatsanwaltschaft soll der freiberufliche Lobbyist der Apothekerschaft mit einem Mitarbeiter des Unternehmens zusammen gearbeitet haben, das für die IT-Struktur des Ministeriums zuständig ist. Dieser habe ihm E-Mails, Beschlüsse, Gesetzesentwürfe und andere Daten übermittelt und dafür Geld kassiert. Die Apotheker-Vertretung Abda nahm zunächst keine Stellung. (AFP, dpa)
Quelle: Der Tagesspiegel Gesundheitsminister Bahr "stinksauer" über mutmaßlichen Datenklau
Jetzt ist die Empörung groß! Aber Leute, jetzt spielt ihr die Erschrockenen! Und dabei wird ignoriert, dass bereits Doktorarbeiten den Lobbyismus zum Thema haben! Wenn also bereits Studenten sich mit dem Lobbyismus befassen müssen, wenn sie einen Doktortitel ergattern wollen. Da läuft in dieser Republik doch etwas falsch!
Ich habe eine Dissertation von Marina Greven ausgewählt: Sie hat 2009 der Philosophischen Falkultät an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn eine Dissertation vorgelegt:
Quelle: Inaugural-Dissertation Public Affairs – Wie strategische Unternehmenskommunikation den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik fördert
In dieser Arbeit steht unter anderem: "Lobbying: Die Königsdisziplin der Public Affairs" und Die Beeinflussung politischer Entscheidungen - „Lobbying zu betreiben kann teuer sein – Kein Lobbying zu betreiben ist in jedem Fall teurer.“
Diese Arbeit schließt mit einer "Toolbox für Public Affairs Manager" ab: Eines der Instrumente aus der Werkzeugkiste für Lobbyisten ist demnach:
Monitoring: Erfolgreiche Public Affairs Arbeit setzt voraus, dass eine Organisation die Issues und Stakeholder kennt, die Einfluss auf ihre Ziele und Tätigkeit haben können. Monitoring bezeichnet die kontinuierliche und zielgerichtete Beobachtung und Aufarbeitung eines Issues oder der Aktivitäten von Stakeholdern.
Also, wieso die gesamte Aufregung? In einer Dissertation steht ja so etwas. Und auf dem Deckblatt dieser Dissertation stehen die Namen von mehreren Professoren, die diese Dissertation beurteilt haben. Also ist diese Form des Lobbyismus in der philosophischen Forschung angekommen!
Also können wir davon ausgehen, dass diese Form der Spionage des Gesundheitsministeriums kein Einzelfall ist. Wahrscheinlich haben sich beim Gesundheitsministerium einige Leutchen derart dämlich angestellt, so dass sie auffallen mussten!
Und noch etwas: Deser Bundesminister Bahr informiert sich selbst in den Apotheken vor Ort! Nicht über die Lobbyisten der Apotheker! Das macht doch verdächtig! Was bleibt da den armen übergangenen Lobbyisten anderes übrig, als sich Informationen über des Ministers Pläne anderweitig zu besorgen ...
Veröffentlicht von ApothekeAdhoc am 11.10.2012
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen