Samstag, 30. Juni 2012

Schwalbe gerettet - Das war knapp! - Blog von Kiat Gorina

Dass die kleine Schwalbe noch lebt, hat im weitesten Sinn etwas mit meiner schrappigen  - übersetzt: raffgierigen - Studienkollegin zu tun. Nein, keine Sorge, die wollte das Schwälbchen nicht fressen. Aber diese Frau arbeitet in der Schweiz. Und sie hatte die fatale Idee, mich für drei oder vier Tage heimzusuchen, ach nein besuchen muss das heißen. 
Dass ich die Gute dann über zwei Wochen nicht mehr los wurde, war heftig. Sicher, ich war vorgewarnt. Schon nach dem Studium pflegte sie mich an den Wochenenden heimzusuchen. Da hatte ich einen stressigen Job als Staplerfahrerin in einer Futterfabrik. 
Wenn ich Glück hatte, musste ich nur bis Samstag Mittag arbeiten. Den Rest vom Wochenende wollte ich mich um Tigers Vorgänger "Dackel" und meinen Hund Dobbi kümmern. Ich träumte von schönen langen Ausritten in die Senne. Von wegen! 
Wer mich schon ab Freitag abend belagerte, war die liebe Studienkollegin, nennen wir sie mal Schrapphild. Dummerweise wohnte ich noch bei meinen "Eltern", und die waren begeistert von Schrapphild. Nichts war es da mit rauswerfen. 
Jedes - aber auch wirklich jedes Wochenende hatte ich sie auf dem Hals, nichts war es mit Ausreiten. Und die Gute quasselt ununterbrochen. Keine Ahnung, wann die mal Luft holt. 
Und diese Tante rückte mir auf den Pelz, freudestrahlend stand sie da - und ich verfluchte meine asiatische Erziehung. Die verbietet mir mämlich, so ein "lästiges Möbel" einfach raus zu schmeißen ... 
"Hallo, da bin ich! Sicher freust du dich! Wir haben uns ja so lange nicht mehr gesehen! Du ahnst nicht, was ich dir alles zu erzählen habe!", jubelte sie. 
"Doch", seufzte ich, mir ahnte Schlimmes. 
Da hatten es die Tiere besser. Tiger und Knopfi suchten einfach das Weite und Riffel ging unter meinem Sofa in Deckung. So erwischte es nur den Bären und mich. Der Bär ist schwerhörig, und ohne Hörgerät war es halbwegs erträglich. 
Dazu kam, dass Schrapphild schon immer einen extravaganten Geschmack hatte. Nur das Beste und Teuerste ist ihr gut genug. 
Normalerweise lädt man sich nicht einfach irgendwo ein. Und wenn man ein paar Tage oder nur eine Nacht bei Freunden bleibt, bringt man auch etwas zu essen mit. 
Klar, auch Schrapphild brachte mit. Es war sogar so viel, dass wir für ihr Zeug den zweiten Kühlschrank anwerfen mussten. Auch kaufte sie ungeahnte Herrlichkeiten ein, in speziellen Läden und eben auch im Discounter in Sachsen  - Ort bei Ansbach. 
Wir teilten unser Zeug mit ihr. Aber wehe, wenn wir nach etwas langten, was sie bezahlt hatte. Beim ersten Frühstück hielt sie die ganze Zeit ihre Zwiebelmettwurst fest. Die esse ich auch ganz gern. Schrapphild hatte eine ganze Reihe davon gekauft und schnitt die erste davon an. Das gute Stück lag direkt vor meiner Nase - und ich wollte arglos auch davon nehmen. Du liebe Zeit! Das schrille "NICHCHCHT!" tat mir richtig in den Ohren weh. 
Danach hielt Schrapphild sich krampfhaft an ihrer Zwiebelwurst fest. Wahrscheinlich hatte sie Angst, diese könnte verdunsten. 
Zurück zum kleinen Schwälbchen. Durch Schrapphild hatte ich Schoko-Reiswaffeln kennen gelernt - eine konnte ich ihr nämlich doch ablisten! Und ich hatte mir für den Sonntagskaffee eben diese Waffeln in den Kopf gesetzt. Milch hatte ich auch zu wenig. So bin ich, was ich noch nie gemacht habe, heute um 15 Uhr nach Sachsen zum Einkaufen gefahren. Nicht Windsbach, nicht Wolframs-Eschenbach. Nein, es musste Sachsen sein.
Und jetzt weiss ich, warum. Der Bär war auch mit, schnell hatten wir unsere paar Sachen zusammen gesucht und standen in der Schlange an der Kasse. Von der Steppe habe ich noch immer diesen schweifenden Rundum-Blick. 
Zwar kann man im Discounter nicht weit schweifen - aber - da draußen, unter der Jalousie, da flappte doch was! Von den anderen Kunden hatte es keiner auch nur bemerkt. 
Jalousien flappen aber nicht. Das sah doch aus wie - oh nein! Da klemmte einen junge Schwalbe mit einem Flügel hinter einer Lamelle fest. Ab und zu flatterte sie noch mit dem anderen Flügel, dann hing sie wieder schlaff da. 
Hoffentlicht war es noch nicht zu spät für das kleine Kerlchen! Wer weiß, wie lange es da schon unbemerkt in der prallen Sonne hing? So schnell es ging, zwängte ich mich durch die schwitzenden Leute und rannte nach draußen. 
So, jetzt schnell ... haalt! Bevor man einen kleinen Vogel anfast, sollte man irgendwo an Metall langen, um die elektrostatische Aufladung weg zu kriegen. Die kann so einen kleinen Vogel nämlich töten! 
Irgendwie habe ich es geschafft, den Kleinen aus der Jalousie zu holen, ohne ihm den Flügel zu verletzen. Pumpend saß das Schwälbchen auf meiner Hand. War es schon zu spät? Nein, es hatte noch einmal Glück gehabt. Nach einer kurzen Erholungspause flog es davon, Richtung Rezat. Es brauchte jetzt dringend Wasser.
Ich mag Schwalben - auch ihren Gesang! Ich habe ein Video gefunden, da singt eine Schwalbe - das könnte auch bei mir vor dem Stall sein ...
Hochgeladen von andiniadotcom am 24.01.2011


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